Introvertiert und hochsensibel: Bedeutung und Unterschiede

Gleich eines vorweg: Auch wenn es viele Gemeinsamkeiten gibt – introvertiert und hochsensibel ist nicht dasselbe. Viele Menschen zeichnen sich zwar durch beide Persönlichkeitseigenschaften aus, dennoch sind die Unterschiede zwischen diesen beiden Persönlichkeitseigenschaften sehr deutlich. In diesem Beitrag klären wir die folgenden Fragen:

Was bedeutet Introversion?

Was bedeutet Hochsensibilität?

Was ist der Unterschied zwischen „introvertiert“ und „hochsensibel“?

Welche Literatur gibt es, die sich mit den Stärken von introvertierten und hochsensiblen Menschen beschäftigt?

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Was bedeutet Introversion?

Introversion und Extraversion werden als zwei entgegengesetzte Pole verstanden, aus der vor allem eine unterschiedliche Interaktion mit der sozialen Umwelt abgeleitet wird. Introversion beschreibt dabei eine eher nach innen gerichtete Haltung, Extraversion hingegen eine nach außen gewandte Haltung.

Die Begriffe gehen zurück auf Carl Gustav Jung, der das Merkmal zuerst im Rahmen seiner Typologie beschrieben hat. Später wurde das Konzept auch in andere Persönlichkeitstheorien integriert, etwa in der Persönlichkeitstheorie des britischen Psychologen Hans Jürgen Eysenck oder in das Fünf-Faktoren-Modell der Persönlichkeit (FFM bzw. „Big Five“).

Ein Mensch ist nie eindeutig introvertiert oder extravertiert. Man sollte das Konzept am besten tatsächlich als dimensionales Konstrukt verstehen, mit Introversion an einem Ende und Extraversion am anderen Ende. Jeder Mensch wird sich irgendwo auf diesem Kontinuum einordnen können und sich also tendenziell eher als introvertiert oder extravertiert einstufen.

„Extraversion“ oder „Extroversion“?

Der Gegenpol zur Introversion wird übrigens korrekterweise als „Extraversion“ bezeichnet und nicht wie häufig zu lesen ist, als „Extroversion“. Als Adjektiv verwendet, ist laut Duden jedoch sowohl „extravertiert“, als auch „extrovertiert“ zulässig.

Was bedeutet Hochsensibilität?

Hochsensibilität beschreibt hingegen ein Temperamentsmerkmal, das mit einer höheren sensorischen Verarbeitungskapazität einhergeht. Die Vorstellung der Hochsensibilität als Persönlichkeitseigenschaft geht zurück auf die US-amerikanische Psychologin Elaine N. Aron, die damit eine hohe Sensitivität für subtile Reize sowie eine leichte Übererregbarkeit beschreibt.

Hochsensible Menschen verarbeiten die Realität also auf eine andere Art und Weise. Vor allem erleben sie alle Wahrnehmungen mit einer größeren Intensität. Man führt dies unter anderem darauf zurück, dass hochsensible Menschen eine stärkere Aktivierung in jenen Hirnregionen haben, die für Aufmerksamkeit, Bewusstsein, Empathie und für die Verarbeitung sensorischer Informationen zuständig sind.

Sie reagieren stärker auf Täuschungen und Enttäuschungen im zwischenmenschlichen Bereich und es fällt ihnen oft auch deutlich schwerer, eine emotionale Distanz zu anderen Menschen zu wahren. Das kann die Tätigkeit in bestimmten Berufen, wie etwa im Sozialbereich oder im therapeutischen Kontext oft zu einer Herausforderung werden lassen. Per se sind diese Berufssparten jedoch keinesfalls für Hochsensible kategorisch auszuschließen, ganz im Gegenteil. Mehr dazu jedoch in der Buchempfehlung zum Thema weiter unten.

Was ist der Unterschied zwischen „introvertiert“ und „hochsensibel“?

Sowohl Introversion, als auch Hochsensibilität können zu den Persönlichkeitseigenschaften einer Person zählen. Sie sind jedoch nicht unbedingt miteinander verbunden. Wie Elaine Aron etwa feststellt, wurde Hochsensibilität lange Zeit fälschlicherweise mit Introversion und Neurotizismus verwechselt. Allerdings gibt es auch einen Zusammenhang mit Verhaltenshemmung, da Hochsensibilität auch oft mit der Motivation einhergeht, unangenehme Zustände und negative Verhaltensfolgen zu vermeiden.

Dennoch kann ein hochsensibler Mensch auch extravertiert sein. Man findet Hochsensibilität tatsächlich auch sehr häufig bei Aktivisten, Anwälten oder Sozialarbeitern. Das heißt, es besteht trotz der erhöhten Sensibilität auch sehr oft der Wunsch, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, was bei Introvertierten definitionsgemäß eher weniger der Fall ist.

Was beide Eigenschaften, sowohl Introversion, als auch Hochsensibilität gemeinsam haben, ist, dass diese Eigenschaft in der Gesellschaft oft als Schwäche angesehen werden. Das sind sie jedoch keinesfalls!

Welche Literatur gibt es, die sich mit den Stärken von introvertierten und hochsensiblen Menschen beschäftigt?

Um dies zu untermauern gibt es einige interessante Buchempfehlungen. Die folgenden Bücher widmen sich den beiden Themenbereichen Introversion und Hochsensibilität. Sie beschäftigen sich mit der gesellschaftlichen Wahrnehmung dieser Persönlichkeitseigenschaften, vor allem aber mit den Stärken und Potenzialen, die in introvertierten und hochsensiblen Menschen häufig schlummern.

Susan Cain - Still - Die Kraft der Introvertierten Buchcover

Still: Die Kraft der Introvertierten

von Susan Cain

Extraversion wurde irgendwann zum gesellschaftlichen Ideal. Ob es der „wirklich nette Kerl“ ist oder die charismatische Führungspersönlichkeit – extravertierte Menschen geben in der heutigen Welt den Ton an.

Die Autorin Susan Cain studierte an der Harvard Law School und an der Princeton University und arbeitete als Anwältin in einem Wall-Street-Unternehmen. Dort vertrat sie Kunden wie Goldman Sachs und GE Capital und führte Verhandlungen für Milliarden-Dollar-Geschäfte. Sie hat zudem eine eigene Beratungsfirma und ist als Trainerin für Verhandlungsführung tätig.

Ihr Buch Still: Die Kraft der Introvertierten wurde zu einem weltbekannten Bestseller. Darin zeigt sie, dass Introvertiertheit keine Schwäche ist, sondern introvertierte Menschen sehr wichtig für die Gesellschaft sind und immer schon waren. Ohne Introvertierte gäbe es schließlich keine Relativitätstheorie, kein Google, keinen Harry Potter und auch keine Klavierstücke Chopins. Auch zum Thema Finanzen gibt es einige interessante Einschätzungen im Hinblick auf die unterschiedlichen Verhaltensweisen von extravertierten und introvertierten Menschen.

Susan Cains eindeutige Botschaft lautet: „In der Stille liegt die Kraft!“

Susan Cain - Die Kraft introvertierter Kinder und Jugendlicher Buchcover

Still und Stark: Die Kraft introvertierter Kinder und Jugendlicher

von Susan Cain, Gregory Mone & Erica Moroz

Bereits in ihrem Teenageralter musste sich die Autorin Susan Cain dafür rechtfertigen, warum sie so still ist. Sie zwang sich regelrecht dazu, im Unterricht das Wort zu ergreifen und auf Partys zu gehen, obwohl sie überhaupt keine Lust dazu hatte.

Nach dem weltweiten Erfolg ihres ersten Buchs widmet sich Susan Cain hier den Stärken introvertierter Kinder und Jugendlicher und ermutigt sie, zu sich selbst zu stehen. Denn trotz ihrer vielfältigen Potenziale haben sie sehr oft das Gefühl, dass mit ihnen irgendetwas nicht stimmt. Das zu ändern, ist das Ziel der Autorin mit dem vorliegenden Buch!

Antje Kunstmann - Lauter leise Kinder Buchcover

Lauter leise Kinder: Vom Glück, ein introvertiertes Kind zu haben

von Antje Kunstmann

„Trau dich doch mal, sei nicht so schüchtern.“

„Warum spielst du nicht mit den anderen Kindern? Alleine spielen ist doch blöd!“

„Bitte beteilige dich mehr am Unterricht, auch unaufgefordert.“

Diese Kinder hören introvertierte Kinder sehr oft. Durch ihre stille und leise Art fallen sie in ihrer Umwelt oft auf, werden mit Skepsis betrachtet, wenn nicht sogar pathologisiert

Antje Kunstmann ist promovierte Biologin. Als Redakteurin schreibt sie regelmäßig zu den Themen Gesundheit, Psychologie, Familie und Erziehung. Sie selbst hat vier Kinder, die in ihrer Persönlichkeit eher introvertiert sind.

Mit ihrem Buch richtet sie sich an die Eltern introvertierter Kinder. Lauter leise Kinder: Vom Glück, ein introvertiertes Kind zu haben von Antje Kunstmann kann eine große Entlastung für die Eltern introvertierter Kinder sein. Die Autorin ermutigt sie, die Talente ihrer ruhigen Kinder zu wertschätzen und zu fördern, denn introvertierte Kinder sind viel mehr als nur ruhig und zurückhaltend. Sie sind selbstbewusst, fantasievoll, unabhängig, gelassen, empathisch und noch vieles mehr.

Anne Heintze - Hochsensibel im Beruf: Wie du dank deiner Empfindsamkeit erfolgreich wirst Buchcover

Hochsensibel im Beruf: Wie du dank deiner Empfindsamkeit erfolgreich wirst

von Anne Heintze

Für Hochsensible kann sich der Berufsalltag als große Herausforderung erweisen. Hochsensible Menschen reagieren unter anderem stärker auf Lautstärke und Hektik, denn sie weisen eine stärke sensorische Verarbeitungskapazität auf.

Die Autorin Anne Heintze zeigt neben den beruflichen Herausforderungen für Hochsensible vor allem deren Potenziale auf, die vor allem in deren Feinsinnigkeit liegt und erläutert, unter welchen Bedingungen sich diese Stärke vollständig entfalten lässt.

Es ist wichtig zu erkennen, gerade durch die erhöhte Wahrnehmungsfähigkeit bestimmte Berufssparten erst besonders interessant werden und in jeder Herausforderung auch eine große Chance schlummert.

Elaine N. Aron - Sind Sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen Buchcover

Sind Sie hochsensibel? Wie Sie Ihre Empfindsamkeit erkennen, verstehen und nutzen

von Elaine N. Aron

Elaine N. Aron ist international anerkannte Wissenschaftlicher und Expertin zum Thema Hochsensibilität. Ihr Buch Sind Sie hochsensibel? wurde zum Bestseller. Darin gibt sie einen umfassenden Einblick in die Thematik, erläutert, wo zu es zu häufigen Problemen für Hochsensible kommt und gibt Ratschläge für einen Umgang mit dieser Persönlichkeitseigenschaft im Alltag. Vor allem betont Elaine Aron aber die verborgenen Stärken der Hochsensibilität.

Noch mehr Buchtipps?

Noch mehr Buchtipps zu dem Themen Psychologie und Persönlichkeit findest du in der Rubrik Persönlichkeit & Mindset bei meinen Buchempfehlungen!

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