4 Regeln zur Aktienauswahl nach Burton Malkiel

4 Regeln zur Aktienauswahl nach Burton Malkiel

Burton Malkiel ist ein US-amerikanischer Ökonom und emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University. Er ist vor allem dafür bekannt, dass er die Random-Walk-Theorie in seinem Buch A Random Walk Down Wall Street außerhalb der wissenschaftlichen Welt bekannt gemacht hat.

Malkiel gilt als Revolutionär in der Welt des Investierens. Die Erstauflage seines Buches erschien im Jahr 1973. Schon damals hat er die Methode des Indexings als die überlegene Investmentmethode für alle Investoren empfohlen. Das war zu einer Zeit, als es noch gar keine öffentlich verfügbaren Indexfonds gab. Diese sollten erst später, durch einen weiteren Pionier der Investmentwelt das Licht der Welt erblicken, und zwar durch John C. Bogle. Um genau zu sein, war das im Jahr 1975 mit dem First Index Trust, der später in Vanguard 500 Index Fund umbenannt werden sollte.

Burton G. Malkiel - A Random Walk Down Wall Street Neuauflage Englisch 2023 Buchcover

Warum formuliert ein Verfechter des Indexings Regeln zur Auswahl von Aktien?

Ein Pionier des indexbasierten Investierens wie Burton Malkiel stellt Regeln für die richtige Aktienauswahl auf, obwohl er sich so vehement für das passive Investieren mittels Indexfonds und ETFs einsetzt – wie kann das sein?

Malkiel begründet dies so:

„I recognize […] that telling most investors that there is no hope of beating the average is like telling a six-year-old that there is no Santa Claus. It takes the zing out of life.”

In Deutsch:

„Einem Privatanleger zu sagen, dass er nur in ETFs investieren und keine Aktien kaufen sollte, da es kaum Aussicht gibt, dadurch ein besseres Ergebnis zu erzielen, als ein breiter Indexfonds, ist in etwa so, als wenn man einem Sechsjährigen sagen würde, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Es macht das Leben einfach viel weniger aufregend.“

Das Investieren in Aktien bereitet vielen Investoren einfach zu viel Freude, als dass sie es wider besseren Willens lassen würden. Für alle spekulationsfreudigen Anleger, die unheilbar in die Vorstellung verliebt sind, durch die Auswahl von Gewinneraktien den Markt schlagen zu wollen, oder die einfach nur die Freude am Investieren in Aktien nicht missen wollen, für die hat Malkiel vier Regeln zur richtigen Aktienauswahl formuliert, die dabei helfen sollen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.

Malkiel betont jedoch, dass man als Anleger stets darauf bedacht sein sollte, eine vernünftige Strategie zu verfolgen, mit der die Risiken minimiert werden können. Dennoch besteht Malkiel darauf, dass Indexfonds IMMER die Basis eines Investmentportfolios sein sollten, auch wenn man in Aktien investieren möchte.

Bei den folgenden vier Regeln zur Aktienauswahl handelt es sich um dieselben Empfehlungen, die Malkiel bereits in der ersten Auflage des Buchs im Jahr 1973 vorgestellt hat. Sie sind auch heute noch adäquat, sollen aber keine direkte Anlageempfehlung darstellen.

Regel 1: Kaufe nur Aktien von Unternehmen, die ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum über mindestens fünf Jahre aufweisen

Auch wenn es nicht immer ein einfaches Unterfangen ist, empfiehlt Burton Malkiel, ganz gezielt nach Unternehmen Ausschau zu halten, die ein konsistentes Gewinnwachstum aufweisen, und zwar über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren.

„Consistent growth not only increases the earnings and dividends of the company but may also increase the multiple that the market is willing to pay for those earnings. Thus, the purchaser of a stock whose earnings begin to grow rapidly has a potential double benefit—both the earnings and the multiple may increase.“

Regel 2: Zahle nie mehr für eine Aktie, als das Unternehmen tatsächlich wert ist

Auch wenn man den genauen Wert eines Unternehmens nie exakt bestimmen kann, so sollte es zumindest möglich sein, eine grobe Vorstellung davon zu bekommen, ob eine Aktie einen vernünftigen Preis hat. Am besten orientiert man sich dabei am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV; in Englisch: price-to-earnings ratio).

„Buy stocks selling at multiples in line with, or not very much above, this ratio. Look for growth situations that the market has not already recognized by bidding the stock’s multiple to a large premium. If the growth actually takes place, you will often get a double bonus—both the earnings and the price-earnings multiple can rise.“

Regel 3: Kaufe Aktien, auf deren Wachstumserwartungen Anleger Luftschlösser bauen können

Anleger sind Menschen und Menschen sind emotional. Sie werden an der Börse von Gier, Spieltrieb, Hoffnung und Angst getrieben. Deshalb erfordert erfolgreiches Investieren sowohl intellektuelle Schärfe als auch die Fähigkeit, seine Emotionen zu kontrollieren.

Der Schlüssel zum Erfolg ist es, als Investor heute dort zu sein, wo andere Investoren in einigen Monaten sein werden. Man sollte sich also Folgendes fragen:

  • Kann die Geschichte einer Aktie die Massen begeistern?
  • Steckt sie andere zum Träumen an?
  • Ist es eine Geschichte, auf der Anleger Luftschlösser bauen können – aber solche, die auf einem soliden Fundament stehen?

Regel 4: Handle so wenig wie möglich

Burton Malkiel hält sich an die folgende Wall-Street-Maxime:

„Gewinner halten, Verlierer abstoßen“

Wer zu häufig umschichtet, handelt vor allem im Sinne des Brokers. Gewinne zu realisieren, erhöht außerdem die Steuerlast.

Dennoch sollte man sich auch von gut laufenden Aktien trennen können, insbesondere dann, wenn der Markt Anzeichen einer Blasenbildung zeigt. Dann kann es dazu kommen, dass einige der besonders erfolgreichen Wachstumsaktien im Portfolio stark übergewichtet werden. Man denke nur an die Internetblase im in den Jahren 1999 und 2000.

Verlierer stößt Malkiel allerdings zum Ende des Kalenderjahres gnadenlos ab. Der Zeitpunkt wird insbesondere deshalb gewählt, um Verluste steuerlich abzugsfähig zu machen bzw. diese mit erzielten Gewinnen zu verrechnen, um die Steuerlast zu reduzieren. Nur in absoluten Ausnahmefällen werden Verlustpositionen weiter gehalten, und zwar dann, wenn sich das erwartete Wachstum doch noch abzeichnet.

Aktienauswahl: Trotz aller Gefahren ein faszinierendes Spiel

Auch wenn die Chancen sehr gering stehen, dass das Befolgen dieser Regeln zu überdurchschnittlichem Anlageerfolg führt, so ist Burton Malkiel überzeugt davon, dass sie zumindest ein bisschen besser in der Gunst des Anlegers stehen und dass sie Anleger vor allem vor übermäßigen Risiken schützen können.

Allerdings gibt Malkiel auch zu bedenken, dass eine große Anzahl anderer Anleger ebenfalls an diesem Spiel teilnehmen, darunter auch zahlreiche Profis. Wer sich dazu entschließt, Einzelaktien für das Portfolio auszuwählen, sollte dies im Rahmen einer Mischstrategie wie der Core-Satellite-Strategie tun: Der Kern des Portfolios wird in breit diversifizierten ETFs angelegt und Stock-Picking wird nur mit Geld praktiziert, dessen Verlust man notfalls auch verschmerzen kann. Der Grundstock des Portfolios muss jedenfalls gesichert bleiben.

Der Finanzbuchklassiker von Burton Malkiel, aus dem diese Regeln stammen, ist übrigens auch auf Deutsch unter dem Titel A Random Walk Down Wallstreet – Warum Börsenerfolg kein Zufall ist: Die bewährte Strategie für erfolgreiches Investieren erhältlich:

Burton G. Malkiel - A Random Walk Down Wall Street Deutsch: Warum Börsenerfolg kein Zufall ist

Dislaimer: Bitte beachte, dass die Informationen in diesem Artikel nicht meinen persönlichen Empfehlungen entsprechen, sondern nur meiner subjektiven Interpretation der Inhalte aus dem Buch. Der Beitrag soll bestenfalls einen Anreiz zur weiteren Vertiefung in die Thematik darstellen. Keinesfalls ist er jedoch als Finanzberatung zu verstehen.

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Es vermittelt dem Leser eindrücklich, wie seine realen Chancen dabei stehen, warum sie so (schlecht) stehen und wie er stattdessen die wissenschaftlichen Erkenntnisse für sich nutzen kann. Denn obwohl es aus Sicht der Autoren keinen Sinn hat, der Überrendite Alpha durch aktives Investieren hinterherzujagen, gibt es dennoch einen Bereich, den früher aktive Investoren als Alpha für sich beansprucht haben, nun aber auch durch evidenzbasierte, passive Investmentstrategien zugänglich sind. Die Wissenschaft machts möglich.

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Von |2024-04-06T16:33:03+02:005. April 2024|Finanzielle Bildung, Learnings aus Büchern|0 Kommentare

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