„Lernen’S ein bissl Geschichte“ – Wie historisches Wissen die Performance steigert
Kursgeschichte und Performance
In jedem Fondsprospekt wird darauf hingewiesen, dass die vergangene Wertentwicklung kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung ist. Nutzlos sind historische Wertentwicklungen deshalb aber keineswegs!
Eine aktuelle Studie zeigt, dass das Wissen um die Kursgeschichte sogar einen sehr großen Einfluss auf die Performance der persönlichen Geldanlage haben dürfte (Samonov & Sorokina, 2023). Wie die beiden Studienautoren zeigen, wirkt das Wissen um die Kursgeschichte nämlich auf die Erwartungshaltung der Anleger.
Geht das Wissen um vergangene Kursentwicklungen nur ein paar Jahre zurück, so fürchten viele Anleger im Falle eines Börseneinbruchs, eher einen Totalverlust zu erleiden. Dadurch steigt die Neigung, der Angst nachzugeben und aus vorzeitig aus Investments auszusteigen, auch wenn dies der eigenen Strategie widerspricht. Die Geldanlage wirkt auf die Anleger plötzlich viel riskanter als zuvor. Ein latent vorhandenes Risiko ist schließlich nicht zu jeder Zeit sichtbar, sondern manifestiert sich nur ab und zu.
Je weiter allerdings das Wissen um die Kursgeschichte in die Vergangenheit zurückgeht, umso eher wird einer Unterschätzung des Risikos vorgebeugt, was sich wiederum sehr günstig auf die Performance auswirkt, da die gefährlichen Affekte erst gar nicht auf den Plan treten.
Das Risiko selbst stellt übrigens eine Notwendigkeit der Geldanlage dar. Rendite ist letztlich nichts anderes als eine finanzielle Entschädigung, die der Anleger für das eingegangene Risiko erhält.
Dies bedeutet allerdings nicht, dass das Tragen von mehr Risiken automatisch zu höheren Renditen führt. Es bedeutet lediglich, dass sich ohne das Eingehen von Risiken keine Renditen erzielen lassen.
Das heißt also, die Risikoerwartung bildet sich bei Anlegern ganz unterschiedlich aus, je nachdem, wie weit das Wissen um die Kurshistorie zurückgeht.
Natürlich wirken sich auch andere Faktoren auf die Performance aus, wie die Strategie selbst, die Risikopräferenz und der Anlagehorizont. Diese Faktoren interagieren auch alle miteinander. Wie die Studienautoren folgern, scheinen allerdings risikotolerante Investoren mit einem langen Anlagehorizont und einem langen zurückgehenden Wissen der Kursgeschichte am besten abzuschneiden.
„Lernen’S ein bissl Geschichte“
Diese Ergebnisse zeigen einmal mehr: Bildung schafft Vertrauen!
Das gilt insbesondere auch für die Geldanlage. Auch wenn die legendäre Aussage des ehemaligen österreichischen Bundeskanzlers Bruno Kreisky aus einem ganz anderen Kontext stammt, so passt sie auch wunderbar zur Geldanlage. Kreisky war besonders für seine politische Weitsicht und für die Betonung der Bedeutung von historischem Wissen und dem Lernen daraus gekannt.
Insofern sind auch Privatanleger mehr als gut beraten, wenn Sie sich seinen Ratschlag zu Herzen nehmen, der da lautete:
„Lernen’S ein bissl Geschichte.“
Quellenverzeichnis:
Samonov, Mikhail & Sorokina, Nonna (2023). A Century of Asset Allocation Crash Risk. Internet Fundstelle: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4318157 (14.09.2023)
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