In 5 Schritten zum Investitionsbudget
Wieviel Geld soll ich investieren?
In 5 Schritten zum Investitionsbudget
Wieviel Geld soll ich investieren?
Einleitung
Du willst mit dem Investieren an der Börse beginnen, weißt aber noch nicht so recht, wie du dies bewerkstelligen und vor allem wieviel du wirklich investieren sollst? So gut wie jeder ist imstande, regelmäßig an der Börse zu investieren. Monatliche Aktien- und ETF-Sparpläne gibt es je nach Anbieter schon ab 10 € oder 25 €. Es ist auch nicht allzu viel Wissen erforderlich, um zumindest einmal beginnen zu können. Denn Zeit spielt eine wichtige Rolle, wenn du dein Vermögen auf lange Sicht durch Aktien und ETFs vermehren möchtest.
Der Zinseszinseffekt kommt erst zum Tragen, wenn du ihm ausreichend Zeit gibst, um in Erscheinung zu treten.
Bevor du Geld an der Börse investierst, solltest du dir zunächst Klarheit über dein Vermögen und deine finanzielle Situation schaffen. Darum geht es in diesem Artikel, der dich in 5 Schritten zu deinem persönlichen Investitionsbudget bringt. Es geht um die Frage, wieviel Börse du dir leisten und dennoch ruhig schlafen kannst.
Vorweg möchte ich allerdings anmerken, dass diese 5-Schritte-Methode nur eine Möglichkeit von vielen darstellt. Sie ist nichts außergewöhnliches, aber sie ist eine Methode, die sich für mich als sehr praktikabel erwiesen hat. So kann man es machen, muss man aber nicht.
1. Führe ein Haushaltsbuch
Bevor man mit dem Investieren beginnt, sollte man sich die Frage stellen, wieviel Geld man eigentlich für das Investieren zur Verfügung hat. Dazu benötigst du einen Überblick über deine laufenden Einnahmen und Ausgaben. Du wirst also nicht drum herum kommen, ein Haushaltsbuch zu führen und zwar zumindest für ein paar Monate lang. Ich empfehle dir allerdings, das Führen eines Haushaltsbuchs dauerhaft in den Alltag zu übernehmen. Täglicher Kleinkram wie der oft zitierte morgendliche Coffee-To-Go können sich über das Monat oder das Jahr verteilt zu einem großen Posten summieren. Diese blinden Flecken findest du erst, wenn du deine Einnahmen und vor allem deine Ausgaben trackst.
Keine Sorge, es ist nicht nötig, selbst ein Haushaltsbuch zu erstellen. Vorlagen zu Haushaltsbüchern findet man online mittlerweile zuhauf. Ich selbst habe etwa das Haushaltsbuch von Finanzfluss übernommen und gemäß meinen Erfordernissen adaptiert.
Am wichtigsten ist es zunächst, vor allem die großen Posten festzuhalten.
Was mir im Haushaltsbuch von Finanzfluss gefällt, ist die Unterteilung in fixe (z.B. Wohnen, Versicherungen, Finanzausgaben…) und variable Ausgaben (Lebensmittel, Kleidung, Mobilität, Freizeit). Man kann die einzelnen Ausgabenkategorien gemäß den eigenen Erfordernissen auch weiter aufschlüsseln. Das ist immer dann sinnvoll, wenn man das Gefühl hat, dass einzelne Positionen zu groß sind und du den Wunsch hast, diese etwas zu reduzieren.
Bist du zum Beispiel der Meinung, dass du monatlich zu viel für Lebensmittel ausgibst, kannst du diese Kategorie weiter aufschlüsseln, zum Beispiel, indem du zwischen „richtigen“ Lebensmitteln und Snacks unterscheidest. So kann es gut sein, dass die Ausgaben für Süßigkeiten, Knabbereien und Softdrinks gegenüber den Ausgaben für richtige und gesunde Lebensmittel deutlich höher ausfallen, als du glaubst.
Das Führen eines Haushaltsbuchs kann also durchaus auch ein Anstoß sein, seine Lebensgewohnheiten zu überdenken. Auch das ist ein Grund, weshalb ich empfehle, dies dauerhaft in den Alltag zu übernehmen, um immer wieder vor allem über die Ausgabenseite einen guten Überblick zu bewahren. Man bekommt mit der Zeit ein Gespür dafür, was wieviel kostet und es hat jedenfalls Sinn, diese Kosten auch in Relation zu dem Ausmaß an Freude setzen, die einem diese Ausgaben tatsächlich bescheren. Ein gutes Buch, das ich euch dazu ans Herz legen kann ist Mehr Geld für mehr Leben* von Vicki Robin und Joe Dominguez, zwei Pioniere der FIRE-Bewegung (Financial Independence, Retire Early).
Ich bin grundsätzlich übrigens auch der Meinung, dass es Sinn hat, eine Zeit lang wirklich jeden Euro der rein kommt und raus geht zu dokumentieren. Um bei der finanziellen Planung auf der sicheren Seite zu sein, runde ich dabei Cent-Beträge bei den Ausgaben auf den nächsten Euro auf und bei den Einnahmen entsprechend ab. Ich bezahle sehr gerne elektronisch, da ich so meine Ausgaben sehr gut im Online-Banking meiner Bank aufgelistet sehe und mir das Sammeln und Zusammenzählen von Beträgen auf Rechnungen sparen möchte. In das Haushaltsbuch trage ich dann tatsächlich nur etwa einmal zur Monatsmitte und einmal am Monatsende die Beträge ein.
2. Nutze dein Girokonto für deine laufenden Zahlungen
Deinen laufenden Zahlungsverkehr wickelst du in der Regel über dein Girokonto ab.
Auf deinem Girokonto parkst du am besten in etwa ein monatliches Nettogehalt, um ausreichend liquide für regelmäßige Zahlungen zu sein.
Hast du größere Einmalzahlungen, die du jährlich vornimmst, um Kosten zu sparen, so solltest du diese extra berücksichtigen. Achte darauf, dass du wirklich ausreichend viel Geld auf dem Girokonto hast, denn so vermeidest du es, ungewollt in einen teuren Dispokredit zu rutschen.
Am besten wählst du ein günstiges Girokonto. Wenn man auf die Services einer Filialbank verzichten kann, wie etwa, eine persönliche Ansprechperson in einer niedergelassenen Filiale zu haben, kann man sich die Angebote von Online- bzw. Direktbanken ansehen. Hier findet man gute und günstige Angebote bzw. sogar kostenlose Girokonten.
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Du solltest allerdings beachten, dass trotz kostenloser Kontoführung dennoch Kosten anfallen können, etwa im Hinblick auf Kreditkarten, Dispozinsen, Bargeldabhebungen und Bargeldeinzahlungen, vor allem auch im Ausland usw.
Zum Sparen ist das Girokonto nicht geeignet, stattdessen solltest du darauf achten, dass es zu keiner Vermischung zwischen Sparbeträgen und deinen laufenden Zahlungen und Einnahmen kommt.
3. Einen Notgroschen ansparen
Nun geht es an deine Sicherheitsreserve, den Notgroschen. Wie groß dieser sein sollte, musst du selbst für dich entscheiden. Stell dir dazu am besten vor, du verlierst unvorhergesehen deinen Job. Wie lange willst du von deinem Notgroschen leben können, bevor du einen neuen Job gefunden hast? Manche orientieren sich dabei an ihren monatlichen Ausgaben, um ein Gefühl dafür zu bekommen, wie lange sie mit ihrem Notgroschen über die Runden kommen würden. Dabei hilft dir dein Haushaltsbuch. Man kann auch das Monatsgehalt als Basis heranziehen.
Als grobe Richtlinie wird häufig empfohlen, zwischen 3 und 6 Monatsgehälter als Notgroschen zur Seite zu legen.
Den Betrag kannst du natürlich beliebig und individuell nach oben oder unten anpassen, je nachdem wieviel Geld du benötigst, um dich sicher zu fühlen. Wichtig ist nur, dass man niemals in die Situation kommt, auf sein investiertes Kapital zurückgreifen zu müssen, wenn einem der Notgroschen ausgehen sollte. Denn ein Teil deines investierbaren Kapitals soll schließlich an der Börse investiert werden und die Preise deiner ETFs und Aktien werden schwanken. Bärenmärkte, in denen der Wert deines Depots deutlich sinken wird, sind praktisch unvermeidbar.
Sollte dir der Notgroschen tatsächlich ausgehen und die Märkte befinden sich gerade im Abschwung oder die Märkte haben im schlimmsten Fall sogar einen Crash erlitten, dann müsstest du deine Aktien oder Fondsanteile zu sehr niedrigen Preisen und mit unter Umständen hohen Verlusten verkaufen. Solange du deine Anteile nicht verkaufst, handelt es sich in solchen Fällen nur um Buchverluste. Erst wenn du sie verkaufst, zementierst du deine Verluste und diese sind nicht mehr rückgängig zu machen. In solch eine Situation möchtest du gewiss nicht kommen, lege also die Höhe deines Notgroschens mit Bedacht fest.
Wie bereits oben erwähnt, kommt das Girokonto für das Ansparen deines Notgroschens nicht in Frage, damit es nicht zur Vermischung von Sparbeträgen und den laufenden Einnahmen und Ausgaben kommt.
Am besten wird der Notgroschen auf einem Tagesgeldkonto geparkt, damit man bei Bedarf auch jederzeit an das Geld herankommt.
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4. Bilde Rücklagen für größere Anschaffungen
Einen weiteren Posten solltest du für größere geplante Anschaffungen und Ausgaben zur Seite legen. Es geht hier vor allem um mittelfristige Sparziele. Planst du in nächster Zeit einen Autokauf oder möchtest du in den nächsten paar Jahren eine Immobilie kaufen oder ein Haus bauen? Sparst du für eine größere Reise oder für einen neuen Computer? Dann solltest du auch diese Beträge extra parken, also weder auf deinem Girokonto lassen, noch aus dem Notgroschen entnehmen und schon gar nicht an die Börse tragen.
Die Rücklagen für größere mittelfristige Ausgaben können entweder auch auf einem Tages- oder Festgeldkonto gebunkert werden, eventuell kommen auch zeitlich abgestimmte Anleihen bzw. Anleihen-ETFs mit kurzfristiger Laufzeit in Frage.
Spart man für mehrere Dinge gleichzeitig, steht es dir grundsätzlich frei, ob du dafür mehrere Sparkonten anlegst oder ob du lieber alles auf ein Konto packst. Ich denke, man sollte dies vor allem davon abhängig machen, für wie viele unterschiedliche Dinge man spart und wie ähnlich der zeitliche Horizont der unterschiedlichen Sparziele ist.
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5. Die Level-I-Asset-Allokation bestimmen
Erst wenn die letzten drei Posten ausreichend gefüllt sind (Girokonto für laufende Zahlungen, Notgroschen, mittelfristige Rücklagen für größere Anschaffungen), kann weiteres Geld in das persönliche Investment-Portfolio fließen. Hier kann vorhandenes Vermögen investiert werden und im Optimalfall kannst du laufend durch weitere Investitionen oder Sparpläne dein Portfolio vergrößern. Wie hoch diese laufenden Beträge sind, die du nun monatlich investieren kannst, sollte dir dein Haushaltsbuch verraten.
Es geht hier um den langfristigen Vermögensaufbau und wir wollen das Geld für uns arbeiten lassen um vom Zinseszinseffekt zu profitieren. Das investierte Kapital soll sich über die Zeit vermehren und so kommen Zinsanlagen hier als alleinige Anlagen nicht infrage, da diese alleine nicht einmal imstande sind die Inflationsrate auszugleichen.
Nun muss die erste Entscheidung hinsichtlich der Asset-Allokation bestimmt werden. Kommer (2018)* nennt sie Level-1-Asset-Allokation. Was bedeutet das?
Das Investment- Portfolio sollte grundsätzlich aus zwei Teilen bestehen und zwar aus einem:
- risikobehafteten Anteil
- risikoarmen Anteil
Die beiden Portfoliobestandteile verfolgen zwei verschiedene Ziele. Der risikobehaftete Anteil soll dabei die Rendite bringen und der risikoarme Anteil den Sicherheitsanker des Portfolios bilden.
Durch den risikobehafteten Teil kann das Portfolio Fahrt aufnehmen, sich vermehren und größer werden. Der risikoarme Teil soll die Schwankungen bzw. die Volatilität im Portfolio reduzieren, was jedoch auf der anderen Seite dazu führt, dass das Wachstum des Portfolios dadurch etwas gebremst wird.
Doch wie groß sollen diese beiden Anteile sein? Dazu gibt es grobe Richtlinien, etwa von Benjamin Graham (2020)* oder John C. Bogle (2019)*. Die Frage sollte jedoch individuell geklärt werden, da sie von verschiedenen Faktoren abhängt, anhand derer die persönliche Risikotragfähigkeit und Risikobereitschaft abgeleitet werden kann. Im Endeffekt sollte man sich mit seinem Portfolio auch in turbulenten Marktphasen wohlfühlen und dennoch eine angemessene Rendite erzielen.
Wie man seinen persönlichen Mittelweg zwischen den beiden Aspekten Risiko und Rendite findet, erläutere ich in der Fortsetzung des Artikels, wenn es um die Bestimmung der Level-I-Asset-Allocation geht!
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Empfehlenswerte Literatur zum Thema
Souverän Investieren mit Indexfonds & ETFs*
Das Standardwerk von Gerd Kommer zur passiven Vermögensanlage mit ETFs.
Intelligent Investieren*
Der Bestseller vom Vater des Value-Investings Benjamin Graham, ergänzt durch wertvolle Kommentare von Jason Zweig.
Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens*
John C. Bogle war der Gründer von Vanguard und ein Pionier der Finanzbranche im Bereich des Index-Investings. Wie man mit wenig Aufwand und geringen Kosten zur maximalen Rendite gelangt, erklärt er in seinem Handbuch. Hier gelangst du zu meiner Rezension zum Buch!
Mehr Geld für mehr Leben*
Vicki Robin und Joe Dominguez sind Pioniere der Frugalismus-Bewegung und der FIRE-Community (Financial Independence, Retire Early). Eine bewährte Anleitung zum Sparen und auf dem Weg zur vorzeitigen Rente. Hier gelangst du zu meiner Rezension zum Buch!
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Da war er wieder, dieser Gedanke. Niemand ist vor ihm sicher. Selbst Investment-Legende John C. Bogle wurde immer wieder von ihm heimgesucht...
Mein Controlling des Girokontos ist sehr simpel: monatlich an Ultimo hole ich den Kontoauszug bei der Sparkasse (spart etwas Porto, weil sie den sonst nach ca. 1.5 Monaten per Post verschickt) und notiere den Abschlusskontostand (stimmt natürlich nicht genau, weil ich danach Lebensmittel einkaufen gehe).
Meine Faustregel: Rentensumme + 1k „Wasser unterm Kiel“ müssen da sein. Wenn deutlich mehr drauf ist, kann ich es auf TGK verschieben oder reinvestieren.
Vielen Dank für deinen Kommentar und dass du deine Richtlinien teilst! Das heißt, du hast bereits auf dem Girokonto einen etwas höheren Puffer, was natürlich den Vorteil hat, auch größere Beträge (Einmalzahlungen oder Ähnliches) auf einmal begleichen zu können. Siehst du Vorteile in Kontoauszügen in Papierform gegenüber einem reinen Online-Controlling?