Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Autor
- Inhalt
3.1. Die Rolle von Glück und Risiko
3.2. Der Erfolgsfaktor Zeit
3.3. Reich werden vs. reich bleiben
3.4. Reichtum ist, was man nicht sieht
3.5. Muss es denn immer rational sein?
3.6. Maybe it IS different this time
3.7. Wir verändern uns - Kritik & Fazit
- Pro & Contra
- Weitere Bücher
Einleitung
Psychologie und Finanzen. Zwei Themengebiete die zusammengehören wie Popcorn und Kino. The Psychology of Money* von Morgan Housel ist ein Bestseller, der insgesamt bisher 150.000-mal weltweit verkauft wurde und bald in insgesamt 30 Sprachen erhältlich sein wird. Dabei werden weniger die mathematischen und strategischen Aspekte des Investierens aufgegriffen. Vielmehr geht es um die menschlichen Seiten, um das Denken und Handeln im Zusammenhang mit monetären Fragen, ganz in der Manier von Kahneman und Tversky*, allerdings weniger wissenschaftlich.
Autor
Morgan Housel war Kolumnist bei The Wall Street Journal und The Motley Fool. Aktuell ist er Partner bei der Risikokapitalgesellschaft Collaborative Fund. Er ist zweifacher Gewinner des Best in Business Award der Society of American Business Editors and Writers und des New York Times Sidney Awards und weiters zweifacher Finalist für den Gerald Loeb Award for Distinguished Business Writing.
Inhalt
Das Buch beginnt mit den Geschichten zweier Personen, die im Hinblick auf ihre finanzielle Bildung unterschiedlicher nicht sein können. Es geht um einen einfachen Hausmeister und einen Vorstand von Merrill Lynch mit einem MBA und einer abgeschlossenen Harvard-Ausbildung. Der eine hinterlässt seinen Nachkommen ein Vermögen von 8 Millionen Dollar, der andere stirbt arm und mittellos. Wer nun denkt, dass der Hausmeister der Arme und Mittellose ist, der irrt. Während dieses Schicksal tatsächlich den Vorstand von Merrill Lynch ereilt hat, war es der Hausmeister, der seinen Nachkommen ein Millionenvermögen vererben konnte. Doch wie ist dies nur möglich? Nach Morgan Housel gibt es dafür eine einfache Erklärung:
„[…] financial success is not a hard science. It’s a soft skill, where how you behave is more important than what you know.”
Finanzieller Erfolg ist nach Morgan Housel ein Soft Skill, also eher eine soziale Kompetenz als eine fachliche Fertigkeit. Und dieses Soft Skill nennt er The Psychology of Money. Das Ziel von Morgan Housel ist, mit insgesamt 19 kurzen Geschichten die Leserschaft zu überzeugen, dass diese Soft Skills wichtiger sind, als die technische und mathematische Seite von Geld. Der Name des Buches ist also Programm.
Das Buch ist voller interessanter Erkenntnisse und jedes der insgesamt 20 Kapitel wäre es wert, hier extra besprochen zu werden. Da dies den Rahmen einer Rezension allerdings sprengen würde, folgt ein Abriss meiner wichtigsten Erkenntnisse aus dem Buch.
Die Rolle von Glück und Risiko
Morgan Housel hat nach der Geburt seines Sohnes einen Brief für ihn verfasst. Er beinhaltet folgende Zeilen:
“Not all success is due to hard work and not all poverty is due to laziness. Keep this is mind when judging people, including yourself.”
Was er seinem Kind damit mitgeben wollte ist, mit Bedacht über die eigenen und fremden Erfolge und Misserfolge zu urteilen. Die Welt ist zu komplex, als dass Ergebnisse nur durch die eigenen Handlungen bestimmt wären. Glück und Risiko bezeichnet Housel als Geschwister und beide haben einen wesentlichen Einfluss auf die Geschehnisse dieser Welt. Die Schwierigkeit besteht darin, dass sich diese beiden Faktoren nicht so einfach messen lassen. Stattdessen führen wir den eigenen Erfolg gerne auf unsere Kompetenz und den eigenen Misserfolg auf Pech zurück. Bei anderen machen wir es genau umgekehrt. Dies ist die wesentliche Botschaft, die er in dem kurzen Brief an seinen Sohn vermitteln möchte.
Wenn wir uns an anderen Menschen orientieren, sollten wir besonders darauf achten, sich immer an möglichst breiten und allgemein gültigen Mustern zu orientieren. Denn je allgemeiner ein Muster ist, umso eher lässt es sich auf das eigene Leben anwenden. Je extremer hingegen die Ergebnisse einzelner Personen, positiv als auch negativ, umso weniger sind sie aufgrund ihrer Komplexität und Einzigartigkeit auf das eigene Leben anwendbar. Genau das tun wir allerdings, wenn wir etwa versuchen, extreme Investmentergebnisse einzelner Investoren nachzuahmen, um „von den besten zu lernen“.
Der Erfolgsfaktor Zeit
Ein wesentlicher, wenn nicht sogar der wesentlichste Aspekt eines erfolgreichen Investors, hat mich zu einem kürzlich verfassten Instagram-Beitrag inspiriert.
Ausnahmeinvestor Warren Buffett erzielte im Schnitt eine jährliche Rendite von 22 %. Sein Nettovermögen beträgt aktuell $ 85,6 Mrd. Der Hedge-Fonds Manager und Mathematiker Jim Simons erzielte hingegen eine durchschnittliche Rendite von sage und schreibe 66 %. Sein Nettovermögen beläuft sich hingegen jedoch „nur“ auf $ 23 Mrd. Warum ist Buffets Vermögen so viel größer?
Es gibt mittlerweile über 2.000 Bücher, die sich mit der Investmentstrategie von Warren Buffett beschäftigen. Dabei ist sein wesentlichster Erfolgstreiber Zeit. Gewiss ist Buffett ein ganz herausragender Investor, aber sein gigantisches Vermögen konnte er im Wesentlichen dadurch aufbauen, dass er bereits seit beinahe einem dreiviertel Jahrhundert investiert und der Zinseszins ihn zu einem der reichsten Menschen der Welt gemacht hat. Hätte Jim Simons so früh mit dem Investieren begonnen wie Buffett, beliefe sich sein Vermögen heute auf unglaubliche
$ 63.900.781.780.748.160.000,–
Die Macht des Zinseszinses ist für die meisten Investoren nichts Neues. Was wir uns jedoch aus dieser Gegenüberstellung mitnehmen sollen, ist auch die Feststellung, dass es uns Menschen wesentlich leichter fällt, linear zu denken, als exponentiell. Deshalb konzentrieren wir uns meist lieber auf Renditen, als auf eine Strategie, die wir über möglichst lange Zeit beibehalten können.
Reich werden vs. reich bleiben
„Getting money is one thing thing.
Keeping it is another.”
Es gibt so viele Wege, um Vermögen aufzubauen, aber nur sehr wenige, um vermögend zu bleiben. Und diese sind eine Kombination aus Sparsamkeit und Paranoia. Als Beispiel nennt Morgan Housel hier Jesse Livermore, auch bekannt als „Boy Plunger“, einen der größten Trader der Geschichte, der im großen Börsencrash 1929 durch Short-Selling ein Multi-Millionen-Dollar-Vermögen verdient hat. Leider stieg ihm danach der Erfolg zu Kopf und letztlich verlor er alles durch das Eingehen unnötiger und übermäßiger Risiken, bis er im Jahr 1940 Selbstmord beging.
Der Grund, warum es so schwierig ist, Vermögen aufzubauen und es in weiterer Folge auch halten zu können, ist nach Morgan Housel, dass dazu verschiedene Fähigkeiten und Mindsets vonnöten sind. Um Vermögen aufzubauen benötigt es eine gewisse optimistische Grundhaltung, um Risiken einzugehen und dadurch in weiterer Folge Rendite zu erzielen. Interessanterweise benötigt es aber scheinbar genau das Gegenteil, um das erzielte Vermögen zu behalten. Wie sich gezeigt hat, braucht es nämlich vor allem Demut und Bescheidenheit und ein gewisses Maß an pessimistischer Grundhaltung, um wohlhabend zu bleiben.
„[…] you need short-term paranoia to keep you alive long enough to exploit long-term optimism.”
Reichtum ist, was man nicht sieht
Was geht uns durch den Kopf, wenn wir jemanden mit einem $ 100.000 teuren Auto sehen? Üblicherweise denken wir uns, dass diese Person vermutlich sehr wohlhabend ist. Allerdings ist das einzige, was man zu diesem Zeitpunkt über diese Person weiß, dass ihr Vermögen um $ 100.000 größer war, bevor sie das Auto gekauft hat bzw. dass diese Person nun $ 100.000 mehr Schulden hat als zuvor. Mehr kann man aus dieser Beobachtung zunächst nicht ableiten.
Reichtum ist allerdings das, was man nicht sieht. Reichtum sind all die teuren Sachen, die NICHT gekauft wurden. Reichtum besteht also aus dem Geld, das nicht in Zeug umgewandelt wurde. Dies ist der Grund, warum so viele ihr Vermögen genauso schnell verlieren, wie sie es aufgebaut haben. Als Sängerin Rihanna beinahe bankrottging, da sie zu verschwenderisch lebte, verklagte sie ihren Finanzberater. Dieser äußerte sich etwas irritiert zu dieser Angelegenheit:
„Was it really necessary to tell her that if you spend money on things, you will end up with the things and not the money?”
Morgan Housel beantwortet diese Frage mit einem klaren „Ja“. Denn wenn jemand sagt, er wäre gerne Millionär, dann meint er damit üblicherweise, dass er gerne eine Million ausgeben würde. Und das ist letztlich das Gegenteil eines Millionärs.
Vermögen aufzubauen hängt zudem weniger vom Einkommen und den Renditen ab, als vielmehr von der Sparrate. Morgan Housel selbst pflegt mit seiner Familie einen sehr sparsamen und frugalen Lebensstil. Den einfachsten Weg zu höheren Sparraten beschreibt er wie folgt:
„Savings can be created by spending less.
You can spend less if you desire less.
And you will desire less if you care less about what others think of you.”
Muss es denn immer rational sein?
Einen sehr spannenden Aspekt menschlichen Verhalten schneidet Morgan Housel in einem Kapitel über Rationalität an. Investmententscheidungen müssen keineswegs immer rational sein, um sinnvoll zu sein.
Zum Beispiel gibt es den sogenannten „Home Bias“, eine Tendenz, Geldanlagen aus dem Heimatland im Portfolio überzugewichten. Dieser kann unter Umständen auch positiv sein, wenn er ein größeres Vertrauen in das eigene Investmentportfolio bringt.
Ebenso kann Day Trading laut Morgan Housel für manche Investoren sinnvoll sein. Auch wenn die Chancen äußerst gering sind, langfristig damit erfolgreich zu sein und diese Strategie daher alles andere als rational ist, kann es in kleinem Umfang für manche Investoren sinnvoll sein, wenn sie durch ihren Zockertrieb davon abgehalten werden, ihr Langzeitdepot für Zockereien anzufassen. Allerdings macht sich bei diesem Punkt der Psychologe in mir bemerkbar, wenn ich doch etwas hinterfragen möchte, inwieweit ein ausgeprägter Spieltrieb tatsächlich nur in sehr kleinem Umfang ausgeübt und kontrolliert werden kann. Diese Disziplin aufrecht zu halten kann für denjenigen oder diejenige letztlich weitaus fordernder sein, als gänzlich darauf zu verzichten.
Ein sehr gutes Beispiel bringt der Autor auch mit John Bogle, dem Gründer der Vanguard Group und dem „Urvater des Indexfonds“. John Bogle ist bekannt für seine starken Plädoyers für kostengünstige Indexfonds bzw. ETFs und seine Ablehnung gegenüber aktiv gemanagten Fonds. Sein Sohn hat hingegen eine Karriere als aktiver Manager von Investmentfonds und Hedge-Fonds eingeschlagen und John Bogle, der nie müde wurde, seinen Lesern, die Regeln einfacher Arithmetik zu erläutern*, investierte selbst Geld in die Fonds seins Sohnes. Als er einmal vom The Wall Street Journal darauf angesprochen wurde, entgegnete er:
„We do some things for family reasons. […] If it’s not consistent, well, life isn’t always consistent.”
Damit hat er es auf den Punkt gebracht!
Maybe it IS different this time?
Eine bekannte Aussage von John Templeton war „The four most dangerous words in investing are ‘It’s different this time.’“ Seine Worte sind in der Finanzcommunity weltbekannt. Letztlich gab er jedoch zu, dass mindestens 20 % der Fälle doch sehr wohl anders verlaufen. Die Vergangenheit ist letztlich nie ein Spiegel für die Zukunft. Die Welt ändert sich und Morgan Housel betont, dass dies auch in der Welt der Vermögensbildung gilt. So erläutert er, dass auch Benjamin Graham, der Vater des Value-Investings kurz vor seinem Tod im Jahr 1976 noch mitgeteilt hat, dass er die Investmentmethode, die er in seinen Büchern* beschrieben hat, selbst nicht mehr anwenden würde:
„I am no longer an advocate of elaborate techniques of security analysis in order to find superior value opportunities. This was a rewarding activity, say, 40 years ago, when our textbook was first published. But the situation has changed a great deal since then.”
Was sich geändert hatte, war ein zunehmender Wettbewerb unter Investoren, als die von ihm beschriebenen Möglichkeiten bekannter wurden, technologischer Fortschritt für jeden verfügbar wurde, die Industrien sich verändert haben und es einen Wechsel von Industriesektoren zu Technologiebranchen gab, die einem anderen Konjunkturzyklus folgen und andere Kapitalbewegungen verzeichneten.
Dem Umstand, dass die Welt sich stetig verändert trägt Michael Batnick Rechnung, indem die ursprüngliche Aussage von John Templeton aufgreift und sagt:
„The twelve most dangerous words in investing are, ‘The four most dangerous words in investing are, ‘it’s different this time.’”
Wir verändern uns
Man merkt beim Lesen des Buchs schnell, dass Morgan Housel eine eher konservative Ansicht zur Vermögensbildung pflegt. Er betont die Wichtigkeit, Risiken einzugehen, aber keinesfalls Risiken à la „Russisches Roulette sollte statistisch funktionieren“. Denn selbst der unwahrscheinlichste Fall kann verheerende Folgen haben, wenn er tatsächlich eintritt. Er schlägt vor, etwa 1/3 mehr für sein Ziel zu sparen, als notwendig oder von Renditen auszugehen, die 1/3 kleiner sind, als anhand des historischen Durchschnitts anzunehmen ist. Auch empfiehlt er, sich beim Sparen niemals nur an bestimmten Sparzielen zu orientieren, sondern einfach um des Sparen selbst Willen zu sparen: „You don’t need a specific reason to save!“.
Ein Grund, warum er dies vorschlägt ist, dass die Geschichte voll mit Ereignissen ist, die völlig unvorhersehbar eingetreten sind. Und für diese sollte man gewappnet sein.
„Things that have never happened before happen all the time.”
Ein weiterer Grund liegt auch darin, dass wir dazu tendieren, uns über die Zeit zu verändern. Vor allem sollte man Extreme vermeiden. Es kann gut sein, dass die in jungen Jahren noch so ambitioniertesten frugalen Absichten, mit wenig Einkommen auskommen zu wollen, in späteren Jahren nicht mehr dem gewünschten Lebensstil entsprechen. Stattdessen sollte man sich selbst die Freiheit gewähren, sich mit der Zeit auch verändern zu dürfen, in welche Richtung auch immer. Und dafür sollte man vorbereitet sein, denn die Chancen stehen hoch, dass wir unsere Ansichten, Vorstellungen, Wünsche und Bedürfnisse Zeit unseres Lebens noch sehr häufig ändern werden.
Kritik und Fazit
The Psychology of Money* von Morgan Housel ist eines dieser Bücher, bei dem man sich während des Lesens bereits vornimmt, es mindestens noch ein zweites Mal zu lesen. Die Kapitel sind kurz und überschaubar geschrieben. Das ist auch bewusst so gestaltet und trägt sehr positiv zum Lesevergnügen bei. Es macht wirklich Spaß, nach dem Beenden eines Kapitels gleich mit dem nächsten weiterzumachen, da der letzte Satz jedes Kapitels immer auch eine geschickte Überleitung zum nächsten Kapitel enthält.
Sehr wertvoll sind auch die letzten beiden Kapitel des Buches. Im vorletzten Kapitel erhält man nochmals eine gute und kompakte Zusammenfassung der wesentlichsten Learnings aus dem Buch, es ist sozusagen eine kurze und prägnante Zusammenfassung. Im allerletzten Kapitel legt der Autor schließlich noch seinen eigenen Zugang zu Geld dar und zeigt, was für ihn The Psychology of Money bedeutet. Dies gefällt mir besonders, da er dadurch eine Verbindung zwischen den Inhalten des Buches und seinem eigenen Leben herstellt. Das verleiht dem Buch einen sehr authentischen Charakter.
Sein ultimatives Ziel ist letztlich die Unabhängigkeit – „the mastery of the psychology of money“ – die er wie folgt definiert:
„Independence, to me, doesn’t mean you’ll stop working. It means you only do the work you like with people you like at the times you want for as long as you want.”
Hat er doch schön gesagt, oder?
The Psychology of Money* gibt es auch als Hörbuch bei Audible. Du kannst Audible hier für 30 Tage lang kostenlos testen:
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Pro & Contra
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