4 Regeln zur Aktienauswahl nach Burton Malkiel
Burton Malkiel ist ein US-amerikanischer Ökonom und emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University. Er ist vor allem dafür bekannt, dass er die Random-Walk-Theorie in seinem Buch A Random Walk Down Wall Street außerhalb der wissenschaftlichen Welt bekannt gemacht hat.
Malkiel gilt als Revolutionär in der Welt des Investierens. Die Erstauflage seines Buches erschien im Jahr 1973. Schon damals hat er die Methode des Indexings als die überlegene Investmentmethode für alle Investoren empfohlen. Das war zu einer Zeit, als es noch gar keine öffentlich verfügbaren Indexfonds gab. Diese sollten erst später, durch einen weiteren Pionier der Investmentwelt das Licht der Welt erblicken, und zwar durch John C. Bogle. Um genau zu sein, war das im Jahr 1975 mit dem First Index Trust, der später in Vanguard 500 Index Fund umbenannt werden sollte.
4 Regeln zur Aktienauswahl nach Burton Malkiel
1. Kaufe nur Aktien von Unternehmen, die ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum über mindestens fünf Jahre aufweisen
2. Zahle nie mehr für eine Aktie, als das Unternehmen tatsächlich wert ist
3. Kaufe Aktien, auf deren Wachstumserwartungen Anleger Luftschlösser bauen können
4. Handle so wenig wie möglich
Warum formuliert ein Verfechter des Indexings Regeln zur Auswahl von Aktien?
Ein Pionier des indexbasierten Investierens wie Burton Malkiel stellt Regeln für die richtige Aktienauswahl auf, obwohl er sich so vehement für das passive Investieren mittels Indexfonds und ETFs einsetzt – wie kann das sein?
Malkiel begründet dies so:
„I recognize […] that telling most investors that there is no hope of beating the average is like telling a six-year-old that there is no Santa Claus. It takes the zing out of life.”
In Deutsch:
„Einem Privatanleger zu sagen, dass er nur in ETFs investieren und keine Aktien kaufen sollte, da es kaum Aussicht gibt, dadurch ein besseres Ergebnis zu erzielen, als ein breiter Indexfonds, ist in etwa so, als wenn man einem Sechsjährigen sagen würde, dass es keinen Weihnachtsmann gibt. Es macht das Leben einfach viel weniger aufregend.“
Das Investieren in Aktien bereitet vielen Investoren einfach zu viel Freude, als dass sie es wider besseren Willens lassen würden. Für alle spekulationsfreudigen Anleger, die unheilbar in die Vorstellung verliebt sind, durch die Auswahl von Gewinneraktien den Markt schlagen zu wollen, oder die einfach nur die Freude am Investieren in Aktien nicht missen wollen, für die hat Malkiel vier Regeln zur richtigen Aktienauswahl formuliert, die dabei helfen sollen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Malkiel betont jedoch, dass man als Anleger stets darauf bedacht sein sollte, eine vernünftige Strategie zu verfolgen, mit der die Risiken minimiert werden können. Dennoch besteht Malkiel darauf, dass Indexfonds IMMER die Basis eines Investmentportfolios sein sollten, auch wenn man in Aktien investieren möchte.
Bei den folgenden vier Regeln zur Aktienauswahl handelt es sich um dieselben Empfehlungen, die Malkiel bereits in der ersten Auflage des Buchs im Jahr 1973 vorgestellt hat. Sie sind auch heute noch adäquat, sollen aber keine direkte Anlageempfehlung darstellen.
Regel 1: Kaufe nur Aktien von Unternehmen, die ein überdurchschnittliches Gewinnwachstum über mindestens fünf Jahre aufweisen
Auch wenn es nicht immer ein einfaches Unterfangen ist, empfiehlt Burton Malkiel, ganz gezielt nach Unternehmen Ausschau zu halten, die ein konsistentes Gewinnwachstum aufweisen, und zwar über einen Zeitraum von mindestens fünf Jahren.
„Consistent growth not only increases the earnings and dividends of the company but may also increase the multiple that the market is willing to pay for those earnings. Thus, the purchaser of a stock whose earnings begin to grow rapidly has a potential double benefit—both the earnings and the multiple may increase.“
Regel 2: Zahle nie mehr für eine Aktie, als das Unternehmen tatsächlich wert ist
Auch wenn man den genauen Wert eines Unternehmens nie exakt bestimmen kann, so sollte es zumindest möglich sein, eine grobe Vorstellung davon zu bekommen, ob eine Aktie einen vernünftigen Preis hat. Am besten orientiert man sich dabei am Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV; in Englisch: price-to-earnings ratio).
„Buy stocks selling at multiples in line with, or not very much above, this ratio. Look for growth situations that the market has not already recognized by bidding the stock’s multiple to a large premium. If the growth actually takes place, you will often get a double bonus—both the earnings and the price-earnings multiple can rise.“
Regel 3: Kaufe Aktien, auf deren Wachstumserwartungen Anleger Luftschlösser bauen können
Anleger sind Menschen und Menschen sind emotional. Sie werden an der Börse von Gier, Spieltrieb, Hoffnung und Angst getrieben. Deshalb erfordert erfolgreiches Investieren sowohl intellektuelle Schärfe als auch die Fähigkeit, seine Emotionen zu kontrollieren.
Der Schlüssel zum Erfolg ist es, als Investor heute dort zu sein, wo andere Investoren in einigen Monaten sein werden. Man sollte sich also Folgendes fragen:
- Kann die Geschichte einer Aktie die Massen begeistern?
- Steckt sie andere zum Träumen an?
- Ist es eine Geschichte, auf der Anleger Luftschlösser bauen können – aber solche, die auf einem soliden Fundament stehen?
Regel 4: Handle so wenig wie möglich
Burton Malkiel hält sich an die folgende Wall-Street-Maxime:
„Gewinner halten, Verlierer abstoßen“
Wer zu häufig umschichtet, handelt vor allem im Sinne des Brokers. Gewinne zu realisieren, erhöht außerdem die Steuerlast.
Dennoch sollte man sich auch von gut laufenden Aktien trennen können, insbesondere dann, wenn der Markt Anzeichen einer Blasenbildung zeigt. Dann kann es dazu kommen, dass einige der besonders erfolgreichen Wachstumsaktien im Portfolio stark übergewichtet werden. Man denke nur an die Internetblase im in den Jahren 1999 und 2000.
Verlierer stößt Malkiel allerdings zum Ende des Kalenderjahres gnadenlos ab. Der Zeitpunkt wird insbesondere deshalb gewählt, um Verluste steuerlich abzugsfähig zu machen bzw. diese mit erzielten Gewinnen zu verrechnen, um die Steuerlast zu reduzieren. Nur in absoluten Ausnahmefällen werden Verlustpositionen weiter gehalten, und zwar dann, wenn sich das erwartete Wachstum doch noch abzeichnet.
Aktienauswahl: Trotz aller Gefahren ein faszinierendes Spiel
Auch wenn die Chancen sehr gering stehen, dass das Befolgen dieser Regeln zu überdurchschnittlichem Anlageerfolg führt, so ist Burton Malkiel überzeugt davon, dass sie zumindest ein bisschen besser in der Gunst des Anlegers stehen und dass sie Anleger vor allem vor übermäßigen Risiken schützen können.
Allerdings gibt Malkiel auch zu bedenken, dass eine große Anzahl anderer Anleger ebenfalls an diesem Spiel teilnehmen, darunter auch zahlreiche Profis. Wer sich dazu entschließt, Einzelaktien für das Portfolio auszuwählen, sollte dies im Rahmen einer Mischstrategie wie der Core-Satellite-Strategie tun: Der Kern des Portfolios wird in breit diversifizierten ETFs angelegt und Stock-Picking wird nur mit Geld praktiziert, dessen Verlust man notfalls auch verschmerzen kann. Der Grundstock des Portfolios muss jedenfalls gesichert bleiben.
Der Finanzbuchklassiker von Burton Malkiel, aus dem diese Regeln stammen, ist übrigens auch auf Deutsch unter dem Titel A Random Walk Down Wallstreet – Warum Börsenerfolg kein Zufall ist: Die bewährte Strategie für erfolgreiches Investieren erhältlich:
Dislaimer: Bitte beachte, dass die Informationen in diesem Artikel nicht meinen persönlichen Empfehlungen entsprechen, sondern nur meiner subjektiven Interpretation der Inhalte aus dem Buch. Der Beitrag soll bestenfalls einen Anreiz zur weiteren Vertiefung in die Thematik darstellen. Keinesfalls ist er jedoch als Finanzberatung zu verstehen.
Weitere Bücher des Autors
Die Grundlagen der Geldanlage*
Die deutsche Ausgabe von The Elements of Investing: Easy Lessons for Every Investor* von Burton G. Malkiel & Charles D. Ellis in einer Jubiläumsausgabe, die aktualisiert wurde und zudem ein Zusatzkapitel enthält, das die Geldanlage in schwierigen Zeiten beschreibt. Somit wurde der Klassiker auf die Höhe der Zeit gebracht und auch eine neue Generation von Investoren mit diesem sehr kompakten Werk abgeholt.
Weitere Bücher
Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs: Wie Privatanleger das Spiel gegen die Finanzbranche gewinnen*
Das Standardwerk von Gerd Kommer zur passiven Geldanlage in Indexfonds und ETFs sollte jeder gelesen haben, der sich für das Thema interessiert. Das detaillierte und wissenschaftlich orientierte Buch beinhaltet alle wichtigen Erläuterungen rund um das Thema und informiert über Anlagestrategien und die häufigsten Anlagefehler, die es zu vermeiden gilt, wenn man mit ETFs erfolgreich anlegen möchte.
The Incredible Shrinking Alpha: How to Be A Successful Investor Without Picking Winners*
The Incredible Shrinking Alpha ist ein umfassender Ratgeber, wissenschaftlich etablierte Investmentstrategien umzusetzen. Die beiden Autoren Larry E. Swedroe und Andrew L. Berkin sind für ihre Arbeiten zu evidenzbasiertem Investieren oder Factor-Investing bekannt. Niemand geringerer als Burton Malkiel, der Autor von A Random Walk Down Wallstreet, empfiehlt jedem Investor, der mit der Idee spielt, den Markt schlagen zu wollen, dieses Buch zu lesen.
Es vermittelt dem Leser eindrücklich, wie seine realen Chancen dabei stehen, warum sie so (schlecht) stehen und wie er stattdessen die wissenschaftlichen Erkenntnisse für sich nutzen kann. Denn obwohl es aus Sicht der Autoren keinen Sinn hat, der Überrendite Alpha durch aktives Investieren hinterherzujagen, gibt es dennoch einen Bereich, den früher aktive Investoren als Alpha für sich beansprucht haben, nun aber auch durch evidenzbasierte, passive Investmentstrategien zugänglich sind. Die Wissenschaft machts möglich.
Über die Psychologie des Geldes: Zeitlose Lektionen über Reichtum, Gier und Glück*
Ein außergewöhnliches Buch und ein Bestseller, der seinesgleichen sucht! Die deutsche Ausgabe von The Psychology of Money von Morgan Housel beinhaltet 19 Geschichten über den Umgang der Menschen mit Geld, der in der Regel alles andere als mathematisch, rational und logisch ist. Absolute Leseempfehlung!
Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens: An der Börse endlich sichere Gewinne erzielen*
Der „Vater des Index-Investings“ John C. Bogle bündelt sein lebenslanges Wissen über die effizienteste Anlagemethode in insgesamt 20 Kapitel in diesem kompakten Buch. Der Gründer von Vanguard ist Pionier und Innovator in der Finanzbranche und hat im Jahre 1975 den weltweit ersten Indexfonds aufgelegt.
Hat dir der Artikel 4 Regeln zur Aktienauswahl nach Burton Malkiel gefallen? Hast du Fragen zu dem Thema? Schreib mich gerne an oder hinterlasse mir einen Kommentar. Folge mir auf Instagram, Facebook, Twitter oder Pinterest und trag dich gerne für meinen Newsletter ein, um keinen Beitrag mehr zu verpassen. Wenn du der Meinung bist, dass dieser Beitrag auch für andere interessant sein könnte, kannst du ihn gerne auch teilen!
Haftungsausschluss: Die Informationen auf dieser Seite wurden nach bestem Wissen und Gewissen recherchiert, spiegeln jedoch lediglich meine persönliche Meinung wider. Sie sind weder als Anlageberatung oder Empfehlung zu verstehen, noch kann ich für deren Richtigkeit, Vollständigkeit und Aktualität garantieren. Beachte bitte, dass Investitionen in entsprechende Anlageprodukte zu hohen Verlusten führen können. Weiteres erfährst du im Disclaimer.
Transparenz: Dieser Artikel enthält meine persönlichen Empfehlungen in Form von Affiliate-Links. Diese sind mit einem (*) gekennzeichnet. Wenn du etwas über diese Links bestellst oder eröffnest, erhalte ich eine kleine Provision. Für dich ändert sich dadurch am Preis nichts. Diese Provisionen helfen mir, die Kosten für das Betreiben dieser Website zu decken. Dafür bin ich dir sehr dankbar.
Weitere Artikel
Ist es noch sinnvoll, in Schwellenländer zu investieren?
Die jüngsten massiven Abverkäufe und Kurseinbrüche bei chinesischen Aktien wie Alibaba und Tencent als Reaktion auf die Regulierungsandrohungen der chinesischen...
„Lernen’S ein bissl Geschichte“ – Wie historisches Wissen die Performance steigert
In jedem Fondsprospekt wird darauf hingewiesen, dass die vergangene Wertentwicklung kein verlässlicher Indikator für die zukünftige Wertentwicklung ist. Nutzlos sind historische Wertentwicklungen deshalb aber keineswegs!
4 Regeln zur Aktienauswahl nach Burton Malkiel
Burton Malkiel ist ein US-amerikanischer Ökonom und emeritierter Professor für Volkswirtschaftslehre an der Princeton University. Er ist vor allem dafür bekannt, dass er die Random-Walk-Theorie...
Hinterlasse einen Kommentar