Zusammenfassung
Inflation, Zinsanhebungen, Regression zur Mitte – vielen Anlegern dämmert, dass die Börsenparty der letzten Jahre für längere Zeit vorbei sein könnte. Deshalb wird nach Alternativen gesucht. Der Handel mit Aktienoptionen wird unter Privatanlegern dabei zusehends beliebter. Auch überwiegend passiv orientierte Anleger interessieren sich vermehrt für den Optionshandel. Dabei ist der Optionshandel vor allem eines nicht – passiv. Stattdessen handelt sich um eine aktive Anlagestrategie, die sich allerdings fundamental vom aktiven Trading mit Aktien unterscheidet.
Zu diesem komplex anmutenden Thema gibt es wohl kaum ein Buch, das im deutschsprachigen Raum häufiger empfohlen wird, als Strategisch Investieren mit Aktienoptionen von Peter Putz. Es richtet sich vor allem an Neueinsteiger und ist gut geeignet, um sich in einem ersten Schritt über das Thema Optionshandel und Stillhaltergeschäfte zu informieren. Dabei gibt Putz einen Überblick über die Grundlagen und erläutert die vielfältigen Möglichkeiten und Facetten des Optionshandels, wenngleich der inhaltliche Schwerpunkte auf gedeckte Short-Puts liegt.
Autor
Dr. Peter Putz, geboren im Jahr 1958, studierte in Wien und in den USA. Jahrzehntelang war er in mehreren Ländern an der Börse aktiv. Seit über 15 Jahren handelt er regelmäßig mit Optionen und spezialisierte sich dabei auf Stillhaltergeschäfte.
Inhalt
Was ist ein Stillhaltergeschäft?
Die in dem Buch beschriebene Stillhalter-Grundstrategie besteht im Wesentlichen aus dem regelmäßigen Schreiben von Short-Puts, ohne sich den Risiken aus dem Besitz von Aktien auszusetzen. Als Stillhalter hält man also einen reinen Barbestand im Depot, eröffnet Short-Put Positionen und nimmt dafür Prämien ein. Verfallen die Optionen am Ende der Laufzeit, wurde eine Rendite durch die Prämieneinnahmen generiert. Man hat also Geld durch das „Stillhalten“ verdient, ohne tatsächlich Aktien zu halten.
Stillhalten ist jedoch nicht gleichzusetzen mit Wegsehen. Auch wenn man als Stillhalter in der Regel – je nach Umfang und Komplexität des Depots – nicht allzu häufig aktiv werden muss, müssen die Geschäfte dennoch laufend beobachtet werden. Nach der Strategie von Peter Putz am besten täglich. Wer dies nicht möchte, kann jedoch auf bestimmte Risikomanagementstrategien zurückgreifen, die in der Regel aber Rendite kosten, wie dies beim Hedging nun mal üblich ist.
So lässt sich je nach persönlicher Risikobereitschaft und nach Bereitschaft, Aufwand für die Optionsgeschäfte zu betreiben, Rendite und Risiko in hohem Maße selbst steuern. Das ist letztlich auch der Grund, warum der Handel mit Aktienoptionen für viele zunehmend attraktiver wird. Jährliche Renditen von 15 % und mehr seien dabei durchaus realistisch, und das bei beschränktem und sicher handhabbarem Risiko.
Im deutschsprachigen Raum wissen bisher allerdings nur wenige Privatanleger, dass auch ihnen diese Anlageform offensteht. Peter Putz hatte bereits 2003 das Manuskript zu Strategisch Investieren mit Aktienoptionen fertiggestellt. Im Vorwort erläutert er jedoch, dass er mit sich selbst lange gehadert habe, ob er diesen „Geheimtipp“ tatsächlich preisgeben soll. Bei dem Wort „Geheimtipp“ schrillen bei vielen Anlegern die Alarmglocken. Versierte Anleger wissen nämlich vor allem eines – umsonst gibt es nichts.
Die Grundlagen des Optionshandels verstehen
Um sich auf das Thema Optionshandel einlassen zu können, müssen zunächst einige Grundlagen verstanden werden. Dies ist ein wesentlicher Grund dafür, dass das Buch gerne vor allem für Einsteiger empfohlen wird. Es geht dabei um Fragen wie:
- Was ist eine Option?
- Was ist eine Verkaufsoption (Put), was eine Kaufoption (Call)?
- Welche Seiten gibt es im Optionskontrakt (Käufer vs. Stillhalter)?
- Was ist der innere Wert einer Option, was der Zeitwert?
- Welche Faktoren beeinflussen den Optionspreis?
- Was sind die „Griechen“?
- Was ist der Unterschied zwischen historischer und impliziter Volatilität?
All diese Fragen werden im ersten Grundlagenkapitel verständlich erläutert. Des weiteren werden die elementaren Strategien im Optionshandel beschrieben:
- Long oder Short im Basiswert gehen, was bedeutet das?
- Was ist ein Long Call, was ein Long Put?
- Was ist ein Short Call, was ein Short Put?
- Welche kombinierten Strategien gibt es (Buy-Write, Bull Put Spread, Short Strangle, Condor…)?
- Was ist der Unterschied zwischen Optionen und Optionsscheinen?
- Worin beseht der Unterschied zu Futures?
Zu den elementaren Strategien wird eher nur ein kurzer Abriss gegeben. Der Fokus des Buchs liegt nämlich ganz klar auf Stillhaltergeschäften durch das Schreiben von Short-Puts. Wer sich für andere Strategien in der praktischen Umsetzung oder für bestimmte Kombinationsstrategien interessiert, wird sein Wissen mit weiterführender Literatur vertiefen müssen.
Stillhalterstrategien als Methode der Wahl
Auch wenn Stillhalterstrategien weit mehr umfassen können, als nur gedeckte Short Puts, konzentriert sich Putz ganz klar auf diese Form des Stillhaltergeschäfts. Dabei geht er auf die Vorteile wie überdurchschnittlich hohe Renditen ein und unter welchen Voraussetzungen diese zum Tragen kommen.
Die Risiken werden dabei zwar nicht außer Acht gelassen, der Risikokomponenten wird aber meines Erachtens nach etwas zu wenig Platz eingeräumt. Was etwa im Falle eines Crashs tatsächlich zu tun ist, um das Depot und die geschriebenen Kontrakte zu retten, kommt deutlich zu kurz. Es werden zwar einige Risikomanagementstrategien besprochen, das Resumée lautet jedoch letztlich, der täglichen Beobachtung von Marktbewegungen und des Depots den Vorzug gegenüber Hedging-Strategien zu geben.
Gedeckte Short Puts im Detail
Die Cash-gedeckten Short Puts werden besonders ausführlich behandelt. Detailliert wird der Einstieg in einen Kontrakt erläutert, und die zentralen Fragen geklärt, wie die Laufzeit gewählt werden sollte, wie man geeignete Basiswerte findet, wie man die Aktien analysiert, welche Indikatoren dabei Anwendung finden können, wie der Basispreis gewählt werden sollte, wie man einen guten Einstiegszeitpunkt findet und wie man bei Bedarf den Auftrag auch limitieren kann.
Hat man erst einmal einen Kontrakt geschrieben, gilt es, die Position laufend zu beobachten. In weiterer Folge kommt es am Ende der Laufzeit idealerweise zum Verfall (die Option verfällt und die Prämie verbleibt als Gewinn) oder zur Ausübung (die Aktien werden angedient bzw. ins Depot eingebucht). Letzteres kann jedoch durch vorzeitiges Glattstellen der Option verhindert werden, indem man die Option zurückkauft. Hier kommt gegebenenfalls auch die Technik des Rollens zum Einsatz, die in dem Buch leider nicht besonders ausführlich beschrieben wird. Auch hier sollte weiterführende Literatur studiert werden.
Für gedeckte Short Calls gibt es zwar auch ein eigenes Kapitel, diese werden jedoch vergleichsweise kurz angeschnitten. Für jene, die sich besonders für diese Strategie bzw. für die häufig angewendete Wheel-Strategie interessieren, könnte das ein weiterer Kritikpunkt an dem Buch sein.
Tools für den Optionshandel
Man findet in dem Buch weiters ein paar hilfreiche Tools bzw. zumindest entsprechende Verweise dazu. So findet man unter anderem auch ein Trading-Logbuch, mit dem man den Überblick über die offenen und abgeschlossenen Optionstrades und über den Cashbestand bzw. die Marginauslastung des Kontos wahren kann. Dieses Logbuch muss man sich jedoch selbst in einem entsprechenden Kalkulationsprogramm nachbauen. Hier wäre es nett gewesen, eine entsprechende Datei den Lesern per Download zur Verfügung zu stellen. Das Logbuch ist allerdings sehr detailliert gestaltet. Vor allem für Neueinsteiger könnte es möglicherweise zu umfassend und auch zu komplex sein.
Weiters findet man einige Hinweise zu Analysetools. Wie genau man diese anwenden soll hingegen nicht. Weiteres Literaturstudium ist vonnöten. Das Buch beinhaltet auch ein Literaturverzeichnis, wobei der Autor die jeweiligen Bücher in dem Verzeichnis auch kommentiert und beurteilt. Leider werden die meisten weiterführenden Bücher eher negativ beurteilt und jene, die positiv bewertet werden, sind entweder schon relativ alt, teilweise nicht mehr verfügbar und/oder nur in englischer Sprache, sodass es letztlich ziemlich unklar bleibt, in welche Bücher man sich denn im Anschluss weiter vertiefen sollte.
Zumindest wird klar, auf welche weiteren Themen man sich fokussieren und das Wissen erweitern sollte, um eine erfolgreiche Strategie zu etablieren. Weiters dämmert es nach dem Lesen des Buchs, dass es sich beim Optionshandel um eine Anlagestrategie handelt, die recht umfangreiches Wissen erfordert. Ein paar weiterführende Buchtipps finden sich wie immer am Ende dieser Rezension!
Fazit
Strategisch Investieren mit Aktienoptionen von Peter Putz ist kein Buch, das den Optionshandel in all seinem Umfang abbildent. Es ist jedoch ein sehr gutes Buch für den Einstieg in diesen und wird daher völlig zurecht immer wieder als besonders lesenswerte Lektüre empfohlen. Deutschsprachige Literatur zum Thema findet man bislang ohnehin noch relativ selten, qualitativ hochwertige noch deutlich seltener.
Wer zumindest ein gewisses Grundverständnis für Aktien und Börsengeschäfte mitbringt, kann mit dem Buch quasi bei Null in das Thema einsteigen und wird nach dem Lesen gut gerüstet und motiviert sein, weitere Schritte in Richtung praktische Umsetzung zu machen. Ob man sich nach dem Lesen des Buchs direkt in die Praxis wagen sollte, ist jedoch fraglich. Stattdessen sollte darauf bedacht sein, sich Wissen aus weiterführender Literatur anzueignen, zunächst mit einem Demokonto zu üben und vielleicht sogar in Erwägung ziehen, sich mit einem versierten Coach oder Berater an die Praxis zu wagen.
Summa summarum ist Strategisch Investieren mit Aktienoptionen jedenfalls eine Leseempfehlung!
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