Amerika in Flammen

Amerika in Flammen

Wie der amerikanische Traum zum Albtraum wurde

★★★★☆

Jakob J. Paulus - Amerika in Flammen Buchcover

AUTOR

Jakob J.  Paulus

KATEGORIE

Politik
Gesellschaft

ERSCHIENEN

1. Auflage 2021
Self-Published

Amerika in Flammen

Wie der amerikanische Traum zum Albtraum wurde

★★★★☆

Jakob J. Paulus - Amerika in Flammen Buchcover

AUTOR

Jakob J. Paulus

KATEGORIE

Politik
Gesellschaft

ERSCHIENEN

1. Auflage 2021
Self-published

Einleitung

Amerika gilt als das Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Leben, Freiheit und das Streben nach Glück sind die Gründungsprinzipien, auf deren Fundament die USA erbaut wurden. Auf der anderen Seite werden Probleme wie struktureller Rassismus, eine schlechte Schulqualität, ein mächtiger Einfluss der Kirche auf Staatsangelegenheiten und ein veraltetes Wahlsystem mit Amerika in Verbindung gebracht. So mag der Eindruck entstehen, als würde das Land den eigenen Werten nicht ganz gerecht werden können. Mit seinem selbstpublizierten Buch Amerika in Flammen: Wie der amerikanische Traum zum Albtraum wurde nimmt Jakob J. Paulus seine Leser mit auf eine politische Reise über den großen Teich, um die Schwierigkeiten und Herausforderungen des Landes genauer unter die Lupe zu nehmen.

Autor

Jakob J. Paulus, geboren im Jahr 1997, ist Psychologiestudent mit einem Schwerpunkt in Klinischer Psychologie. Er bezeichnet sich selbst als atheistischer Liberalist, der für die Rückkehr zur Vernunft in Politik und Gesellschaft sowie für die Werte des Säkularismus und der persönlichen Freiheit des Einzelnen plädiert.

Inhalt

Man könnte es anhand des Buchtitels zwar vermuten, aber das Buch befasst sich nicht mit den verheerenden Waldbränden, die zuletzt in den USA gewütet haben. Stattdessen geht es in Amerika in Flammen um die großen Probleme der mächtigsten Nation der Welt. Der Autor übt dabei harsche Kritik an den vorherrschenden Systemen und jenen Machenschaften, die aus seiner Sicht für diese Probleme verantwortlich sind. Dabei hätte es das Land doch eigentlich besser machen sollen:

„Die Vereinigten Staaten von Amerika versprachen, ein Land zu werden, das alles besser machen würde. Leben, Freiheit und das Streben nach Glück. So lauten die Gründungsprinzipien, auf deren Fundament die USA erbaut wurden.“

Gleich zu Beginn des Buchs findet der Autor zunächst lobende Worte für die Errungenschaften und Erfolge des Landes.

„So ist es beispielsweise nur schwer abschätzbar, wie unser Planet heute aussähe, wenn die USA sich aus dem zweiten Weltkrieg herausgehalten hätten.“

Auch stuft er die USA zur Zeit ihrer Gründung als sehr fortschrittlich ein. Schließlich arbeiteten die Gründerväter des Landes mit der Unabhängigkeitserklärung das weltweit erste Staatsdokument aus, das allen Menschen eine angeborene Gleichheit zusicherte, während zur selben Zeit Ludwig XVI. in Frankreich seine Macht noch ausschließlich durch Gottes Gnade legitimierte.

Die Errungenschaften und Erfolge des Landes möchte der Autor auch gar nicht leugnen. Stattdessen ortet er genau in dem darauf aufbauenden Nationalstolz und Patriotismus das Problem einer verzerrten Selbstwahrnehmung. Der Treueschwur, der Pledge of Allegiance, der in amerikanischen Schulen täglich praktiziert wird, ist für den Autor bereits ein Ausdruck dieses Hochmuts.

Trump, Wahlmänner und Waffengesetze

Der ehemalige amerikanische Präsident Donald Trump ist zwar nicht das Hauptthema, hat aber dennoch einen gewissen Stellenwert im Buch. So findet man etwa eine Analyse von Donald Trumps Rhetorik und zudem einige Überlegungen zu den Gründen, die für den Erfolg Trumps verantwortlich gemacht werden.

Paulus analysiert die Schwächen des vorherrschenden Wahlmännersystem im Land, durch welches nicht notwendigerweise die Mehrheit der Bevölkerung entscheidet, wer in den Vereinigten Staaten zum Präsidenten gewählt wird. Ursprünglich sollte dieses Wahlsystem verhindern, dass immer nur die großen Städte mit ihren zahlreichen Stimmen den Präsidenten wählen, während die Interessen der ländlicheren Gegenden vernachlässigt würden. Daher kam es zu einer ungleichen Verteilung von Wahlmännern zugunsten bevölkerungsarmer Bundesstaaten, deren Wähler bei den Wahlen somit überproportional starke Stimmen bekommen. So könne ein Präsidentschaftsanwärter mit weniger als einem Drittel der Stimmen zum Präsidenten gewählt werden, zumindest theoretisch.



Ebenfalls problematisch sieht der Autor die zunehmende Radikalisierung der Wähler der beiden großen Parteien, den Republikanern und den Demokraten, deren gemeinsame Ansichten immer weniger werden. Stattdessen verschärfe sich die Feindseligkeit zwischen den beiden Parteien, vor allem im Hinblick auf zwei der größten Streitthemen – den Waffengesetzen und dem Gesundheitssystem.

Das Waffenthema ist ein gutes Beispiel dafür, dass sich der Autor und seine persönliche Meinung gerne mit einbringt. So spricht er sich deutlich für eine strengere Regulierung von Schusswaffen aus. Auch nimmt er die Argumente konservativer Waffenbesitzer aufs Korn, wenn diese etwa argumentieren, Waffen als Schutz vor der eigenen Regierung zu benötigen. Sollte es einer Gruppierung Aufständischer tatsächlich einmal gelingen, einen Teil des Staatsgebietes für sich zu beanspruchen, so würde Paulus zufolge vermutlich folgendes Szenario eintreten:

„In diesem unwahrscheinlichen Fall sähe der weitere Verlauf wie folgt aus: Das Gebiet der Aufständischen würde überwälzt und auf den Trümmern eine neue Walmart-Filiale errichtet werden.“

Kapitalismus, Ressourcenverbrauch und Bevölkerungswachstum

Natürlich darf in einem Amerika-kritischen Buch auch Kapitalismuskritik nicht fehlen, gilt die USA doch als Hochburg des Kapitalismus. Es gibt wohl wenige Themen, die so polarisieren wie die Kapitalismus-Sozialismus-Kontroverse, jedoch ist es ein sehr komplexes Thema. Der Autor fordert eine stärkere Regulierung durch den Staat und eine gerechtere Verteilung des Kapitals. Doch auch ein sozialistisches System hält er für unangemessen. Wie er letztlich folgert, müsse ein gangbarer Weg irgendwo in der Mitte liegen.

Bei der Kritik im Hinblick auf die ökonomischen Aspekte wäre eine etwas differenziertere Betrachtung der Thematik mit etwas mehr Tiefgang durchaus wünschenswert gewesen. Wachstum ist schließlich nicht zwangsläufig mit steigendem Ressourcenverbrauch gleichzusetzen („mehr“ vs. „besser“). Gerade im Hinblick darauf wurden in der Vergangenheit erstaunliche Fortschritte erzielt.

Andrew McAfee - Mehr aus weniger

Mehr aus weniger: Die überraschende, wie wir mit weniger Ressourcen zu mehr Wachstum und Wohlstand gekommen sind

Obwohl die Weltbevölkerung wächst, verbrauchen wir jedes Jahr weniger Ressourcen für Energie und Konsumgüter. Der Wirtschaftswissenschaftler Andrew McAfee zeigt in seiner Analyse, welche technologischen Errungenschaften diesen Wandel herbeigeführt haben. Dabei sollen realen Bedrohungen wie Erderwärmung, Überfischung und Verschmutzung dennoch begegnet werden.

Auch die Annahme einer stetig wachsenden Bevölkerung, die künftig mehr und mehr Ressourcen verbraucht, könnte etwas relativiert werden, wenn man den Ausführungen von Hans Rosling in Factfulness* zum „Instinkt der geraden Linie“ folgt, wonach sich das Bevölkerungswachstum wieder abschwächt und aktuell gerade „peak child“ erreicht wird.

Fazit

Die oben näher erläuterten Themen stellen nur einen kleinen Auszug aus dem Buch dar. Amerika in Flammen greift insgesamt noch viele weitere Aspekte auf, in denen der Autor sehr scharfsinnig Zusammenhänge erkennt, diese für die Leser verständlich aufbereitet und teilweise sehr forsch kritisiert. Auch seine Argumentation ist grundsätzlich schlüssig und nachvollziehbar. Sie zeigt viele Probleme und Missstände auf, die Amerika in der Zukunft vor große Herausforderungen stellen wird. Einerseits ist es sehr interessant, den Ausführungen des Autors zu folgen, die wohl einigen Lesern den einen oder anderen Aha-Moment bescheren dürften. Andererseits stellt sich beim Lesen mit der Zeit auch eine zunehmende Schwere ein, obwohl sich der Autor selbst grundsätzlich als Optimist sieht. Aber so viel Kritik und Probleme auf einen Schlag müssen beim Leser erst einmal verarbeitet werden.

Bei all den Problemen, die das Buch behandelt und unter denen das Land auch leiden mag, wäre es erfrischend gewesen, diversen Fortschritten etwas mehr Platz einzuräumen, um ein etwas ausgewogeneres Verhältnis von Missständen und Errungenschaften herzustellen. Literatur, die zwar kritisch ist, aber dennoch positive wie negative Entwicklungen gut vereinen kann, ist relativ selten, da sich die meisten Bücher nur auf einen Blickwinkel konzentrieren.



Das Buch von Jakob J. Paulus ordnet sich eindeutig jener Literatur zu, die vor allem vorhandene Missstände aufzeigen möchte. Dies gelingt dem Autor auch sehr gut und insbesondere soll erwähnt werden, dass er über einen guten Schreibstil verfügt und seine Argumente auch mit entsprechenden Nachweisen und einem soliden Quellenverzeichnis untermauert. Als reines Sachbuch würde ich Amerika in Flammen dennoch nicht bezeichnen. Dafür bringt der Autor zu häufig seine persönliche Meinung ein und auch gelingen ihm seine Aussagen nicht immer ganz wertfrei, sodass sich beim Lesen immer wieder das Bedürfnis einstellt, widersprechen zu wollen.

Für ein im Eigenverlag publiziertes Buch handelt es sich aber insgesamt um ein solides Werk, das vor allem für jene Leserinnen und Leser empfohlen werden kann, die sich für eine Diskussion sozialer, wirtschaftlicher und politischer Missstände der Vereinigten Staaten interessieren und bestimmte Zusammenhänge und Abläufe besser verstehen wollen. Wer sich auch für die positiven Entwicklungen der jüngeren Menschheitsgeschichte interessiert, der erhält im Anschluss an diese Rezension ein paar Buchvorschläge, die sich zwar nicht ausschließlich auf die USA beziehen, aber allgemein den weiter oben erwähnten Zweck erfüllen können, ein etwas ausgewogeneres Bild zwischen Errungenschaften und Missständen herzustellen.

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