Inhaltsverzeichnis
Zusammenfassung
Ikigai ist ein japanischer Begriff, der übersetzt ungefähr soviel bedeutet wie „das Glück, immer beschäftigt zu sein“. Fragt man die ältesten Bewohner von Okinawa, der „Insel der Hundertjährigen“, nach ihrer Langlebigkeit, so führen sie diese großteils darauf zurück, dass sie einen Lebenssinn gefunden haben und stets aktiv und beschäftigt bleiben.
Die beiden Autoren Francesc Miralles und Hector Garcia (Kirai) haben sich auf den Weg nach Japan gemacht, um den Einwohnern des Dorfes Ogimi auf Okinawa auf den Zahn zu fühlen. Sie befragen sie nach ihren Geheimnissen für ein langes und gesundes Leben und nach ihrem persönlichen Ikigai. Viele dieser Aspekte werden durch wissenschaftliche Erkenntnisse untermauert und die Leser erhalten einige Impulse, wie man ein Leben gestalten kann, um es möglichst lange und gesund genießen zu können.
Autoren
Francesc Miralles ist Musiker, Autor, Verleger und lebt in Barcelona.
Héctor Garcia, Jahrgang 1981, wurde in Spanien geboren, arbeitete in der Schweiz als Informatiker und zog 2004 nach Tokyo, wo er in der Software-Entwicklung tätig ist.
Inhalt
Den Japanern zufolge hat jeder Mensch ein Ikigai. Doch was ist dieses Ikigai? Den Einwohnern der japanischen Insel Okinawa zufolge ist Ikigai das, wofür es sich morgens lohnt, aufzustehen. Es ist das, was das Leben lohnenswert macht.
Doch warum fragt man gerade die Inselbewohner von Okinawa danach? Okinawa ist einer der Orte dieser Welt, die zur „Blauen Zone“ zählen. In dieser Zone leben die Menschen länger als sonst wo auf diesem Planeten. Okinawa steht dabei an der Spitze der Langlebigkeit.
Die Menschen in Okinawa leben nicht nur länger, sie sind auch deutlich länger gesund und leiden seltener an chronischen Krankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Krebs. Sie sind zudem auch noch außergewöhnlich aktiv und mobil.
Den Grund für ihre Langlebigkeit sieht man vor allem in ihrem Leben in der Gemeinschaft, ihrer gesunden Ernährung und eben auch in ihrem Ikigai. All diese Aspekte werden in dem Buch aufgegriffen, dabei allerdings eher angeschnitten, als tiefergehend erläutert.
Die Geheimnisse der Hundertjährigen
In dem Buch kommen die „Supercentenarians“ zu Wort. Das sind Menschen, die mindestens 110 Jahre alt geworden sind. Davon gibt es Schätzungen zufolge weltweit derzeit zwischen 300 und 450. Sie gelten quasi als die „Meister der Langlebigkeit“.
Desweiteren haben die Autoren das kleine japanischen Dorf Ogimi besucht und dessen Bevölkerung interviewt. Es ist jenes Dorf auf Okinawa, in dem die ältesten Bewohner der japanischen Insel wohnen. Sie waren sich in einigen Punkten einig, die zu einem langem Leben führen. Diese sind:
- Sich keine Sorgen machen
- Gute Angewohnheiten
- Täglich die Freundschaften pflegen
- Ohne Hast leben
- Optimismus
Auch scheinen sie bestimmte Besonderheiten in ihrem Leben gemeinsam zu haben:
- Alle hatten einen eigenen Gemüsegarten
- Sie gehören einem Nachbarschaftsverband an, in dem sich familiäre Zugehörigkeit einstellt
- Sie feiern gerne und oft mit Musik, Gesang und Tanz, oft auch zu unbedeutenden Anlässen
- Sie haben ein Ikigai eine wichtige Aufgabe im Leben, der sie jedoch ohne Zwang und genussvoll und entspannt nachgehen
- Sie sind stolz auf ihre Traditionen und ihre Kultur
- Alles was sie tun, tun sie mit Leidenschaft, sei die Tätigkeit auch noch so unbedeutend
- Das Zusammenleben im Dorf ist von großer gegenseitiger Unterstützungsbereitschaft geprägt
- Sie sind immer beschäftigt, wechseln aber zwischen verschiedenen Tätigkeiten. Sie sind immer auf Achse und geben sich nur selten dem Müßiggang hin
Ernährung und fernöstliche Bewegungsdisziplinen
Auch die Ernährungsgewohnheiten der ältesten Menschen der Welt werden genauer unter die Lupe genommen und mit wissenschaftlichen Erkenntnissen untermauert. Es sind gewiss keine neuen Erkenntnisse, denn es dürfte wohl kaum jemanden überraschen, dass eine gesunde und ausgewogene Ernährung, die überwiegend pflanzenbasiert und salzarm ist, einen wesentlichen Beitrag zu einem langen und gesunden Leben leistet. Genau daran halten sich auch die Einwohner von Ogimi.
Besonders interessant ist auch die Angewohnheit der Einwohner, immer nur so viel zu essen, bis ihr Magen etwa zu 80 % gefüllt ist. Sie beenden ein Mahl also immer bereits dann, wenn sie noch ein leichtes Hungergefühl verspüren. Dadurch nehmen sie auch weniger Kalorien zu sich als im landesweiten Durchschnitt. Solange die Schwelle zur Unterernährung nicht überschritten wird, dürfte sich eine reduzierte Kalorienzufuhr auch förderlich für Langlebigkeit auswirken.
Auch fernöstliche Bewegungsdisziplinen wie Yoga, Tai Chi oder Qi Gong werden täglich praktiziert und leisten vermutlich einen ebenso großen Beitrag zu einem gesunden und langen Leben.
Logotherapie und Ikigai
Wenn man sich mit dem Konzept des Ikigai näher beschäftigt, kommt einem zwangsläufig auch die Logotherapie und Existenzanalyse von Viktor Frankl in den Sinn. Tatsächlich gibt es einige Überlappungen zwischen beiden Konzepten. Für Viktor Frankl war es für ein langes und gutes Leben essentiell, einen Lebenssinn zu finden.
Mit der Lehre der Sinnsuche grenzte sich Frankl deutlich von der Psychoanalyse ab. Während die Psychoanalyse versucht, Konflikte zu lösen und Impulse und Instinkte zu befriedigen, will die Logotherapie dem Betroffenen helfen, seinem Leben einen Sinn zu geben und seinen moralischen Grundsätzen zu folgen. Dazu benötigt es auch eine gewisse Dosis an Spannung im Leben.
„Der Mensch braucht keine ruhige Existenz, sondern eine Herausforderung, um seine Fähigkeiten zu entfalten und um zu kämpfen.“ – Viktor Frankl
Scheinbar ist man auf verschiedenen Flecken der Erde zu ähnlichen Erkenntnissen gekommen, was den Zusammenhang zwischen dem Lebenssinn und einen langen, glücklichen Leben betrifft.
Fazit
Das Buch Ikigai von Francesc Miralles und Héctor Garcia behandelt das japanische Konzept des Ikigai und geht der Frage nach, welche Faktoren zu einem langen, gesunden und glücklichen Leben führen. Dabei werden viele verschiedene Themen angeschnitten, tatsächlich aber nur sehr wenige davon tiefergehend erläutert.
Das Versprechen auf dem Buchrücken, mithilfe des Buchs zu erfahren, wie man sein persönliches Ikigai findet, kann leider nicht ganz gehalten werden. Das Buch enthält kaum konkrete Erläuterungen oder Anleitungen, die dabei helfen, das persönliche Ikigai zu ergründen. Anleitungen findet man hingegen zu fernöstlichen Bewegungsdisziplinen wie Yoga, Tai Chi oder Qi Gong oder auch zur Stressreduktion oder zur Ernährung.
Es ist interessant, die „Meister der Langlebigkeit“ nach ihren Lebensgewohnheiten zu fragen. Eine direkte Ableitung zu Langlebigkeitsfaktoren ist natürlich etwas schwierig. Allerdings werden in dem Buch auch wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse eingebracht, die einige der getätigten Aussagen auch untermauern können.
Abschließend kann gesagt werden, dass das Buch rund um das Trendthema Ikigai durchaus einige interessante Anregungen enthält, wie man sein Leben gestalten kann, um ein möglichst langes, gesundes und agiles Leben zu führen. Wirklich Neues erfährt man allerdings nicht. Eine ausgewogene und gesunde Ernährung, weniger zu essen als man möchte, Bewegung, das Pflegen von sozialen Kontakten, Achtsamkeit, usw. sind augenscheinlich wirksame und bereits hinreichend bekannte Erkenntnisse, für die man das Buch nicht unbedingt lesen muss. Eine Anleitung, das persönliche Ikigai zu ergründen findet man in dem Buch leider eher nicht.
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Weiterführende Literatur
Finde dein Ikigai: Das japanische Geheimnis eines glücklichen Lebens*
Finde dein Ikigai ist das Praxisbuch, das dabei helfen soll, das eigene Ikigai zu entdecken und zu stärken. Die Autoren Francesc Miralles und Héctor Garcia nehmen die Leser mit auf eine Reise durch die Vergangenheit, Gegenwart und in die Zukunft.
Ichigo-Ichie: Die japanische Kunst, den perfekten Moment zu nutzen*
Jeder Moment und jede Situation ist einzigartig und kommt kein zweites Mal. Daher müssen wir die Einzigartigkeit des Moments erkennen und die Gelegenheit beim Schopf packen. Die japanische Kunst des Ichigo-Ichie hilft dabei, wie die beiden Autoren in ihrem neuesten Buch erläutern.
Trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager*
Viktor Frankl überlebt das Konzentrationslager. Der Begründer der Logotherapie und Existenzanalyse hält seine Erinnerungen und sein Plädoyer, einen Sinn im Leben zu finden, in der deutschen Version seines berühmten Buches Man’s Search for Meaning* fest.
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