Inhaltsverzeichnis
Just Keep Buying â Noch ein Finanzratgeber?
FinanzbĂŒcher gibt es mittlerweile wie Sand am Meer. Darunter findet man nur eine Handvoll BĂŒcher, die man tatsĂ€chlich lesen muss. Alles andere gehört zur KĂŒr und sehr oft ist man sogar deutlich besser dran, wenn man die BĂŒcher ĂŒberhaupt nicht liest.
FĂŒr Neueinsteiger stellt sich immer die Frage, zu welchem Buch sie greifen sollen, um einen möglichst guten Einstieg in die Materie der Finanzen und des Investierens zu finden. Fortgeschrittene, die bereits einen guten Ăberblick ĂŒber Ihre Finanzen haben und auch schon Ihre ersten Investitionen getĂ€tigt haben, fragen sich eher, welche BĂŒcher sie lesen können, um noch etwas dazu zu lernen.
Ich wĂŒrde sagen, dass Just Keep Buying: Der einfache Weg, Geld zu sparen und ein Vermögen aufzubauen* grundsĂ€tzlich beide Personengruppen zufriedenstellen sollte. Warum, soll in dieser Buchrezension erlĂ€utert werden.
Just Keep Buying â Der Inhalt
Das Buch besteht aus zwei Teilen â Sparen und Investieren â wobei jeder Teil 10 Kapitel umfasst. Der erste Teil, also jener der sich mit dem Sparen beschĂ€ftigt, befasst sich dabei mit Fragen, wie:
- Wie viel Geld sollte man sparen?
- Wie kann man mehr Geld sparen?
- Wie gibt man ohne SchuldgefĂŒhle Geld aus?
- Sollte man jemals Schulden machen?
- Sollte man lieber kaufen oder mieten?
- Wann darf man sich zur Ruhe setzen?
Der zweite Teil, also jener Teil, der sich mit dem Investieren beschÀftigt, klÀrt unter anderem die folgenden Fragen:
- Warum soll man ĂŒberhaupt investieren?
- Worin sollte man investieren?
- Warum sollte man nicht in einzelne Aktien investieren?
- Wann sollte man investieren?
- Sollte man alles auf einmal investieren oder die Investitionen âstreckenâ?
- Soll man auf Tiefstkurse waren?
- Muss man sich vor den Schwankungen am Aktienmarkt fĂŒrchten?
- Wie kann man von Krisen profitieren?
- Wann sollte man verkaufen?
Die Kapitel sind meist als Fragen formuliert und können auch unabhĂ€ngig voneinander gelesen werden. Daher finden vor allem Neueinsteiger, an die sich das Buch in erster Linie richtet, schnell Antworten auf ihre Frage, ohne das ganze Buch lesen zu mĂŒssen. Dennoch ist es empfehlenswert, das Buch vollstĂ€ndig zu lesen.
Sparen ist fĂŒr Arme, Investieren fĂŒr Reiche
Diese Aussage klingt zunĂ€chst etwas arrogant, bringt jedoch eine wesentliche Botschaft von Just Keep Buying zum Ausdruck. Mittlerweile ist so viel Wissen ĂŒber Investmentstrategien vorhanden, dass sich viele Privat- und Kleinanleger in Detailfragen verlieren. So etwa bei der Wahl des Brokers, der die besten Konditionen bietet, wie man unnötige GebĂŒhren vermeidet kann, wie man das Portfolio richtig zusammenstellt, wieviel Prozent man in welche Assets, welchen Anteil in welche Akten oder in welche ETFs man stecken sollte usw.
Die BeschĂ€ftigung mit diesen Fragen kann fĂŒr junge Anleger regelrecht zur Obsession werden. Dabei ist es erst ab einem gröĂeren veranlagten Betrag so richtig sinnvoll, sich mit diesen Detailfragen zu beschĂ€ftigen. Bis dahin geht es eher darum, möglichst viel Geld zu lukrieren, um regelmĂ€Ăig Einkommen generierende Assets zuzukaufen („Just Keep Buying“ eben).
Um festzustellen, ab wann dies der Fall ist, schlĂ€gt Maggiulli vor, dass man die erwartete Ersparnis (jener Betrag, den man jĂ€hrlich sparen und investieren kann) der erwarteten Wertsteigerung (jener Betrag, der sich jĂ€hrlich durch die Wertsteigerung des Portfolios voraussichtlich erzielen lĂ€sst) gegenĂŒberstellt.
Solange die erwartete Ersparnis die erwartete Wertsteigerung NICHT ĂŒbersteigt, ist es demnach sinnvoller, sich auf die Optimierung der Ausgaben und â vor allem â auf die Erhöhung des Einkommens und auf die Karriere zu konzentrieren, als sich der Optimierung des Portfolios zu widmen.
4-Prozent-Regel: Ja; FIRE-Bewegung: Nein
Just Keep Buying ist allerdings keine Anleitung, wie man möglichst viel sparen und möglichst wenig konsumieren soll. Vielmehr ist Maggiullis Zugang zu diesen Themen relativ entspannt. So empfiehlt er beispielsweise, monatlich so viel zu sparen, wie man kann, aber keinen fixen Betrag. Da die Ausgaben (und unter UmstĂ€nden auch das Einkommen) ĂŒblicherweise jeden Monat variieren, ist dies aus seiner Sicht nur sinnvoll und logisch. Zudem hat er ein paar Tipps parat, wie man Sparen/Investieren und Konsum gut in Einklang bringen kann.
Weiters erklĂ€rt Maggiulli, warum man vermutlich weit weniger sparen muss, als man glaubt. Der Mensch gibt im Zuge des Ălterwerdens tendenziell weniger aus, weshalb das Risiko, als Rentner tatsĂ€chlich zu verarmen, vom Autor deutlich niedriger eingestuft wird, als dies gemeinhin angenommen wird. In diesem Zusammenhang nimmt er auch auf die 4-Prozent-Regel Bezug und vertritt hier die Ansicht â entgegen der gĂ€ngigen Kritik â dass man vermutlich weniger als das 25-Fache der kĂŒnftigen Lebenshaltungskosten benötigt, da die Regel diesen Umstand eben nicht berĂŒcksichtigt.
Auch die hĂ€ufig zitierte Lifestyle-Inflation, der zufolge man ĂŒblicherweise dazu neigt, mit steigendem Einkommen mehr Geld zu verkonsumieren, entkrĂ€ftet er mit Verweis auf entsprechende Studienergebnisse, wonach dies her die Ausnahme, als die Regel ist.
Magiulli bringt auch seine Abneigung gegen die FIRE-Bewegung zum Ausdruck, und zwar deshalb, da sie sich vor allem auf die finanziellen Aspekte des Ruhestands konzentrieren. Vielmehr als vor finanziellen Krisen im Ruhestand sollte man sich jedoch vor existenziellen Krisen sorgen. Es gibt sehr viele Beispiele dafĂŒr, dass die wirtschaftliche UnabhĂ€ngigkeit alleine dauerhaft nicht das erhoffte GlĂŒck bringen wird. Viel wichtiger als die Frage, wann man sich zur Ruhe setzen möchte, ist fĂŒr ihn eher die Frage, was man hinterher machen will und welchen Sinn man im Leben weiterverfolgen möchte.
Kein weiterer âMindsetâ-Leierkasten
Allgemein lĂ€sst sich positiv festhalten, dass Maggiulli seine Behauptungen und Ansichten gerne mit Studien untermauert. Da er selbst ein wirtschaftswissenschaftliches Studium absolviert hat, kann er hier auch auf ein entsprechendes Fundament zurĂŒckgreifen.
Es ist auĂerdem sehr erfrischend, einen Finanzratgeber zu lesen, der nicht in einer Endlosschleife das richtige âMindsetâ predigt und die Persönlichkeitseigenschaften erfolgreicher und vermögender Menschen herunterleiert, sondern die Kirche beim Thema Vermögensaufbau im Dorf lĂ€sst.
Wie Maggiulli auch aufzeigt, bleiben viele Arme nicht deshalb arm, da es ihnen an Motivation oder Talent fehlt, sondern weil sie tatsĂ€chlich in der Armutsfalle und in schlecht bezahlten Jobs feststecken, die sie machen mĂŒssen, um zu ĂŒberleben. Ihnen fehlt schlicht das Geld fĂŒr eine Ausbildung oder das Kapital fĂŒr ein eigenes Unternehmen.
Da er vor allem die Bedeutung des Humankapitals in der Phase des Sparens betont, also die Gesamtheit der wirtschaftlich verwertbaren FÀhigkeiten und Kenntnisse einer Person, beleuchtet er zudem einige Möglichkeiten, um das Humankapital zu steigern, .
Beim Investieren nichts Neues
In jenem Buchabschnitt, der sich mit dem Thema Investieren beschÀftigt, wird man als fortgeschrittener Anleger vermutlich nicht mehr allzu viel Neues erfahren, obwohl es auch hier einige interessante Informationen gibt, etwa zu Assetklassen, von denen man in gÀngigen Finanzratgeber eher weniger liest, wie z.B. Ackerland, Lizenzen, Unternehmen und eigenen Produkten.
NatĂŒrlich werden auch die anderen Assetklassen wie Aktien, Anleihen, Immobilien und REITS nicht ausgespart und zu allen Vermögenswerten liefert Maggiulli eine kompakte Aufstellung von GrĂŒnden, die fĂŒr oder gegen eine entsprechende Investition in diese Assets sprechen.
Auch wenn Nick Maggiulli in Just Keep Buying gleich in der Einleitung betont, dass man das Buch kapitelweise lesen kann, so möchte ich dennoch empfehlen, keinesfalls das letzte Kapital beim Lesen auszulassen. Hier erlÀutert er nÀmlich, warum junge Menschen die auf die 30 zugehen so oft unzufrieden mit ihrem Leben und ihrer Vermögenssituation sind. Dabei lÀsst sich nÀmlich eine gewisse Systematik erkennen.
Demnach ĂŒberschĂ€tzen junge Erwachsene in ihren Zwanzigern ihre zukĂŒnftige Lebenszufriedenheit enorm. Dieser ĂŒbertriebene Optimismus fĂŒhrt zwangslĂ€ufig zu EnttĂ€uschungen, die Zeitablauf wieder verschwinden. Wir Menschen werden im Alter allerdings nicht deprimierter und pessimistischer, sondern einfach nur realistischer.
Fazit: Just Keep Buying von Nick Maggiulli
Alles in allem ist Just Keep Buying: Der einfache Weg, Geld zu sparen und Vermögen aufzubauen* ein vernĂŒnftiger Finanzratgeber, der ohne viel Umschweife das Wesentliche zum Ausdruck bringt. Neueinsteiger finden mit dem Buch einen guten Einstieg in die Welt der Finanzen und Investitionen und Fortgeschrittene werden durch das Buch ebenfalls noch zu der einen oder anderen neuen Einsicht gelangen. Der gröĂte Nutzen fĂŒr die letztere Gruppe dĂŒrfte jedoch â anders als man vielleicht annehmen sollte â eher im ersten Teil des Buches liegen, der sich eher mit dem Sparen beschĂ€ftigt, als mit dem Investieren.
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