Nachhaltig Investieren: Eine alternative Perspektive

Nachhaltig Investieren: Eine alternative Perspektive

Finanzbiber.com wurde für den comdirect finanzblog award 2023 nominiert! Passend zum diesjährigen Sonderpreis wurde vom Team des comdirect finanzblog awards eine Blogparade zum Thema „Mein bester Tipp für die nachhaltige Geldanlage“ ins Leben gerufen.

Ich möchte meinen Teil dazu beisteuern und beleuchte das Thema Nachhaltigkeit dabei von einer ganz anderen Perspektive. Viel Spaß beim Lesen!

Rendite und Gewissen im Einklang durch nachhaltiges Investieren

Das Thema Nachhaltigkeit ist in aller Munde. Es gibt wohl kaum ein Thema, das im Hinblick auf die Geldanlage in den letzten Jahren populärer war (und vielleicht auch kaum eines, das kontroverser diskutiert wird), als nachhaltiges Investieren. Vielen Privatanlegern liegt das Thema Nachhaltigkeit sehr am Herzen und die Finanzbranche hat längst auf den Wunsch der Anleger reagiert und eine enorme Fülle an sogenannten nachhaltigen Investments geschaffen. Das Ziel: Gewissen und Rendite miteinander in Einklang bringen.

Auch wenn es für die Bezeichnung Nachhaltigkeit nach wie vor keine einheitlich festgelegten Definitionen gibt und die Auslegung des Begriffs ohnehin immer sehr subjektiv ist, so ist diese Entwicklung natürlich sehr zu begrüßen, da sie schließlich ein steigendes Bewusstsein für die Thematik widerspiegelt, und zwar sowohl bei Anlegern, Fondsgesellschaften als auch bei Unternehmen.

Es verwundert dabei nicht, dass neben einer Vielzahl an klassischen, aktiv gemanagten Nachhaltigkeitsfonds, auch immer mehr nachhaltige ETFs entstehen. Schließlich handelt es sich bei ETFs um die wohl wichtigste Innovation der letzten Jahrzehnte für Privatanleger. Diese ETFs tragen meist die Kürzel ESG (Environment, Social & Governance) oder SRI (Social Responsible Investing) in ihrem Namen.

Von den zu Beginn des Jahres 2022 in Deutschland etwa 1.800 verfügbaren ETFs, entfallen etwa 450 auf nachhaltige ETF-Varianten. Das Angebot ist mittlerweile so groß, dass ETF-Investoren gute Chancen haben, ihre bevorzugte Investmentstrategie auch komplett mit nachhaltigen ETFs umsetzen zu können, wenn sie dies möchten.

Wer nachhaltiges Investieren praktiziert, wird auf lange Sicht allerdings unter Umständen mit einer etwas niedrigeren Rendite rechnen müssen. Ob das Risiko im Vergleich zum konventionellen Investieren höher oder niedriger ist, lässt sich nur schwer sagen. Unternehmen mit guten Nachhaltigkeits-Scores haben oft ein risikoärmeres Geschäftsmodell, allerdings sind ESG-Anlagen in der Regel auch weniger diversifiziert. Aktuell geht man jedoch davon aus, dass das Risiko von nachhaltigen ETFs im Vergleich zu konventionellen Anlagen minimal geringer sein dürfte (Kommer, 2023).

Nachhaltigkeit im Sinne von Langlebigkeit

Abseits von ökologischen Überlegungen gibt es allerdings einen weiteren wichtigen Aspekt der Nachhaltigkeit – einen, der eng mit der persönlichen Disziplin und dem langfristigen Denken des Anlegers verknüpft ist. Wir wollen diesmal das Thema Nachhaltigkeit nämlich von einem anderen Blickwinkel heraus betrachten, und zwar im Hinblick auf den eigentlichen Zweck der Geldanlage für den Anleger – dem langfristigen Vermögensaufbau.

Es geht also weniger um die Frage, welche die besten nachhaltigen Geldanlagen im Hinblick auf Umweltschutz und soziale Verantwortung sind, sondern darum, welche Geldanlage besonders langlebig und beständig ist und welche Aspekte diese Nachhaltigkeit beeinflussen.

Wir definieren eine nachhaltige Geldanlage in diesem Sinne also derart, dass eine Geldanlage dann nachhaltig ist, wenn sie vom Anleger möglichst lange durchgehalten wird.

Sind ETFs die beste nachhaltige Geldanlage?

Es gibt vor allem ein Finanzprodukt, bei dem sich Finanzexperten und Börsenlegenden immer häufiger einig werden, dass diese wohl am besten für den langfristigen Vermögensaufbau von Privatanlegern geeignet sind: ETFs.

ETFs sind ohne Zweifel die wichtigste Finanzinnovation für Privatanleger der letzten Jahrzehnte. Sie greifen die größten Vorteile von Investmentfonds auf und ermöglichen es Anlegern, bereits mit geringsten Geldbeträgen ein ganzes Bündel an Aktien zu erwerben und somit auf einen Schlag eine große Streuung über viele Unternehmen aus den unterschiedlichsten Ländern, Regionen und Branchen zu erzielen.

Gleichzeitig umgehen sie die größten Nachteile von klassischen, aktiv gemanagten Fonds. Indem sie auf ein aktives Fondsmanagement verzichten und stattdessen lediglich ein Index abbilden, können mit ETFs hohe Kosten und Gebühren und die durch Stock Picking und Market Timing verursachte renditeschädliche Fehlentscheidungen vermieden werden.

Das macht ETFs berechtigterweise zu sehr heißen Anwärtern, wenn es um die beste und nachhaltigste Geldanlage für Privatanleger geht.

Erst Strategie und Disziplin verleihen der Geldanlage ihre Wirksamkeit

Die Wahl der richtigen Geldanlage führt die Anleger jedoch noch lange nicht zum Ziel. Durch die Indexabbildung können bei ETFs zwar auf Fondsebene menschliche Fehlentscheidungen weitgehend ausgeschaltet werden. Das bedeutet allerdings noch lange nicht, dass diese Fehler auch auf Anlegerebene vermieden werden. Wie ein Anleger mit seinem ETF im Depot umgeht, obliegt ihm schließlich selbst.

Obwohl sich ETFs zwar als „passive“ Anlageinstrumente verstehen, können diese dennoch sehr aktiv gehandelt werden. Dies war letztlich auch der Hauptgrund, weshalb sogar der Entwickler des weltweit ersten Indexfonds John C. Bogle bis zu seinem Tod auch ein großer Kritiker von börsengehandelten Indexfonds bzw. ETFs geblieben ist.

Wir wollen dies anhand eines Anlegerbeispiels verdeutlichen:

Angenommen, ein Anleger hat das Finanzprodukt seiner Wahl gefunden, und zwar einen ETF, der all seine Kriterien erfüllt, global diversifiziert ist und zudem Nachhaltigkeitskriterien berücksichtigt. Er entscheidet sich für den iShares MSCI ACWI SRI UCITS ETF USD (Acc), der den MSCI ACWI SRI Select Reduced Fossil Fuel Index nachbildet. Bei einer Gesamtkostenquote (TER) von nur 0,20 % p. a. investiert der ETF in 582 Unternehmen aus Industrie- und Schwellenländern weltweit und berücksichtigt dabei lediglich Unternehmen, die im Vergleich zu der Konkurrenz aus ihrem Sektor über ein hohes ESG-Rating verfügen.

Der Anleger möchte einmalig 10.000 Euro anlegen und monatlich 500 Euro über einen Sparplan investieren. Mit einem Zinseszinsrechner aus dem Internet hat er berechnet, dass seine Geldanlage über einen Anlagehorizont von 30 Jahren (ein gerne angenommener Zeitraum bei langfristigen ETF-Investitionen) und einer jährlichen Rendite von 6,00 % p. a., ein Endkapital von 531.784 Euro ergibt.

Das klingt nach einem guten Investment und es klingt zudem, als wäre es sehr einfach umzusetzen. Allerdings wird aus dem Beispiel auch ersichtlich, dass es neben der Wahl der Geldanlage vor allem auch noch an einer weiteren Komponente gibt, die über Erfolg und Misserfolg entscheidet: Disziplin über lange Zeit.

Der Anleger aus dem obigen Beispiel wird sein Ziel nur dann erreichen, wenn es ihm gelingt, seine Strategie über 30 Jahre lang umzusetzen, die im Wesentlichen darin besteht, einen einmaligen Betrag zu investieren, konsequent einen monatlichen Sparplan in gleicher Höhe auszuführen und sämtliches bereits investiertes Kapital liegen zu lassen und niemals zu veräußern.

Die Schwierigkeit dieser sehr einfach anmutenden Strategie besteht nicht darin, das ideale Produkt zur Geldanlage zu finden. Es besteht vielmehr darin, eine technisch simple Strategie über eine (vor allem für junge Anleger unvorstellbar) lange Zeit von 30 Jahren konsequent und diszipliniert umzusetzen. Erst dann kommt die potentiell enorme Wirkung dieser Geldanlage zur Geltung. Kurz gesagt: Für den Anleger bedeutet das, dass er vor der schwierigen Aufgabe steht, es Jahrzehnte lang nicht zu vermasseln.

Die Problematik der Disziplin: Warum Wissen nicht immer zum Handeln führt

Die größte Herausforderung für Investoren besteht also nicht in der Analyse und Auswahl der richtigen Aktien und ETFs. Sie besteht auch nicht in mangelndem Wissen über die optimale Strategie für ihr bevorzugtes Investmentprodukt. Gerade diesen Themen widmen wir uns jedoch mit Hingabe und opfern ihnen den größten Teil unserer Zeit. Die weitaus größere Herausforderung besteht jedoch vielmehr darin, das erworbene Wissen konsequent und diszipliniert umzusetzen.

Spätestens seit der Prospect Theory (1979) von Wirtschaftsnobelpreisträger Daniel Kahneman und seinem Kollegen Amos Tversky wissen wir, dass der durchschnittliche Marktteilnehmer ganz und gar nicht der stets rational handelnde Homo Oeconomicus ist. Natürlich können wir die ideale Geldanlage und die ideale Anlagestrategie auf rein mathematischer oder rationaler Ebene identifizieren. Wir können auch jene Anlageprodukte mit den attraktivsten risikoadjustierten Renditen ermitteln.

Das Wissen um diese Dinge garantiert uns allerdings noch lange keine jahrzehntelang überdauernde Geldanlage. Der „Risikofaktor“ Mensch spielt bei der Umsetzung seiner Kapitalanlage letztlich die Hauptrolle, und zwar mit all seinen Facetten, Eigenheiten und Schwächen.

9 Wege zur Förderung der Nachhaltigkeit der Geldanlage:

Die Behavioral Finance hat eine Vielzahl an Ursachen identifiziert, die uns dazu veranlassen, unsere Strategie im Laufe unseres Anlegerdaseins immer wieder über Bord zu werfen. Ganze Bücher wurden damit befüllt. Wir wollen uns hier allerdings auf einige wenige Aspekte konzentrieren, die als hilfreiche Anregungen dienen können, um die Nachhaltigkeit der persönlichen Geldanlage im Sinne einer größeren Langlebigkeit zu fördern.

1. Einen ausreichenden Notgroschen anlegen

Mit einem ausreichend hohen Notgroschen hat man als Anleger den nötigen Finanzpolster, um finanzielle Schieflagen abzufangen. Was passiert, wenn man den Job verliert? Wie lange kann man von den Ersparnissen leben, ohne auf das Depot zurückgreifen zu müssen? Besteht die Gefahr, dass sich finanzielle Verpflichtungen gravierend ändern, etwa im Falle einer Hypothek mit variablem Zins?

2. Ermitteln, wieviel Börse man sich leisten kann

Wieviel Geld sollte man investieren? Diese Frage beschäftigt die meisten Anleger über ihr gesamtes Anlegerleben hinweg. Selbst Investmentlegende John C. Bogle konnte sich diesem Problem nicht entziehen. So berichtet er in seinem Buch Das kleine Handbuch des Vernünftigen Investierens (zur Buchrezension), die Hälfte der Zeit das Gefühl zu haben, zu wenig Geld, und die andere Hälfte der Zeit das Gefühl zu haben, zu viel Geld investiert zu haben. Es ist nur menschlich, dass man seine Entscheidung über den Anteil an investiertem Kapital immer wieder hinterfragen wird.

Einige Anhaltspunkte finden sich im Artikel In 5 Schritten zum Investitionsbudget, in welchem wir dir Frage klären, wieviel Börse man sich leisten kann und wieviel Geld man als Notgroschen liquide halten sollte.

John C. Bogle - Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens Buchcover

Der „Vater des Index-Investings“ John C. Bogle bündelt sein lebenslanges Wissen über die effizienteste Anlagemethode in insgesamt 20 Kapitel in diesem kompakten Buch. Der Gründer von Vanguard ist Pionier und Innovator in der Finanzbranche und hat im Jahre 1975 den weltweit ersten Indexfonds aufgelegt.

3. Die Risikotragfähigkeit bestimmen

Wer langfristig investieren möchte, muss sich gründlich mit der Frage beschäftigen, wieviel Risiko man tragen kann. Dabei müssen Faktoren wie der Anlagehorizont, die Einkommensstabilität und die Notwendigkeit, liquide zu bleiben, berücksichtigt werden.

Wer diese Hausaufgaben gewissenhaft erledigt hat, wird weit weniger Gefahr laufen, die eigene Strategie über Bord zu werfen und renditeschädliche Handlungen zu setzen, wenn es zu einschneidenden Lebensereignissen oder zu starken Markteinbrüchen kommt.

Im Artikel In 3 Schritten zur Asset Allocation erfährst du, wie man bei der Bestimmung der Risikotragfähigkeit vorgeht.

4. Dem Action-Bias die Rote Karte geben

Wie eine Studie gezeigt hat, wäre es für Torhüter beim Elfmeter die beste Strategie, einfach stehen zu bleiben (Bar-Eli et al., 2007). Tatsächlich hechten sie jedoch zu 50 % nach links und zu 50 % nach rechts. Sie tun das, obwohl sie wissen, dass es besser wäre, nichts zu tun. Doch sie wollen sich nicht die Blöße geben und einfach stehen bleiben. Durch das Hechten auf eine Seite geben Sie sich selbst das Gefühl, alles unternommen zu haben und können diesen Eindruck auch nach außen vermitteln.

Es ist einer der vielen psychologischen Fallstricke, die uns das Gefühl geben, dass wir bessere Investoren sind, wenn wir aktiver sind. Dieser Action-Bias verleitet uns in den verschiedensten Situationen dazu, zu handeln, wenn es eigentlich am sinnvollsten wäre, nichts zu tun. Besonders in neuen und unklaren Situationen kommt der Action-Bias zum Vorschein.

Wer sich die nötigen Gedanken zur Risikotragfähigkeit und Asset Allocation gemacht hat, wird so gut wie nie in die Situation kommen, schnell und impulsiv handeln zu müssen und sich stattdessen leichter tun, seine Strategie ganz bewusst durch Nichtstun fortzuführen.

5. Darf’s ein bisschen Zocken sein?

Für viele Anleger gehört der aktive Handel zur Geldanlage dazu. Wenn man den Drang verspürt, die täglichen Finanznews zu verfolgen und der Gedanke, durch Day-Trading oder Optionshandel ein paar schnelle Euros verdienen zu wollen, zu reizvoll erscheint, um es bleiben zu lassen, dann könnte man durchaus in Erwägung ziehen, ein kleines Zockerdepot zu eröffnen.

Wichtig ist jedoch, dass man den Zockertrieb nicht mit dem Langzeitdepot ausübt, mit dem man eigentlich eine Buy-and-Hold-Strategie verfolgt. Bei manchen Brokern besteht zudem die Möglichkeit, ein Demokonto anzulegen und mit Spielgeld zu üben, bevor man mit richtigem Geld handelt. So kann der Spielertrieb ausgelebt werden, ohne den Erfolg der langfristigen Geldanlage zu gefährden.

6. Kein Russisches Roulette spielen

Die Geschichte ist voll von verheerenden Ereignissen, die niemand vorhersehen konnte. Der Autor Nassim Nicholas Taleb bezeichnet sie in seinem lesenswerten Buch Der Schwarze Schwan: Die Macht, höchst unwahrscheinlicher Ereignisse* als Schwarze Schwäne oder Black Swan Events. Solche Ereignisse können Naturkatastrophen, Finanzcrashs, Pandemien oder Kriege sein.

Auch wenn solche Ereignisse nur sehr selten und sehr unwahrscheinlich auftreten – am besten wappnet man sich vor ihnen durch das Mindset, dass alles was kaputt gehen kann, irgendwann auch kaputt gehen wird. Das ist letztlich auch der Grund, weshalb Flugzeugsysteme doppelt und dreifach abgesichert werden.

Die Chancen, beim Russischen Roulette zu gewinnen, sind aus statistischer Sicht deutlich besser, als zu verlieren. Tritt jedoch der unwahrscheinliche Fall des Verlierens ein, so sind die Folgen fatal und nicht mehr zu korrigieren.

Bevor man ein Investment eingeht, sollte man sich also nicht nur fragen, wie wahrscheinlich der Erfolg und der Misserfolg ist, sondern welche Konsequenzen das schlimmste Negativszenario haben kann, auch wenn es noch so unwahrscheinlich ist. Diversifikation sollte deshalb immer große Priorität bei der Geldanlage haben, um mögliche Verluste immer über mehrere Investments zu streuen.

7. „Lernen’S ein bissl Geschichte“

Diese legendäre Aussage stammt vom ehemaligen österreichischen Bundeskanzler Bruno Kreisky. Wie eine neue Studie zeigt, dürfte das Wissen um die Kursgeschichte der Geldanlage einen sehr großen Einfluss auf die Performance der persönlichen Geldanlage haben (Samonov & Sorokina, 2023).

Bildung schafft Vertrauen!

Das Wissen um die Kursgeschichte wirkt nämlich auf die Erwartungshaltung der Anleger. Je weiter dieses Wissen in die Vergangenheit zurückgeht, umso geringer ist die Gefahr, dass das Risiko der Geldanlage unterschätzt wird und umso geringer die Wahrscheinlichkeit, in schwierigen Börsenphasen Ängsten nachzugeben und die eigene Strategie über Bord zu werfen.

Risiko muss sich von Zeit zu Zeit manifestieren. Dieses Risiko äußert sich an der Börse in Form von Kurseinbrüchen und Crashs. Um dies besser zu verstehen ist historisches Wissen hilfreich.

8. Der „Vorteil“ des Home-Bias

Der sogenannte Home-Bias gilt als klassischer Anlegerfehler. Er beschreibt eine Tendenz, Geldanlagen aus dem Heimatland im Portfolio überzugewichten. Vermittelt dieser größere Anteil an Heimat im Depot allerdings die nötige Sicherheit, um schwierige Marktphasen durchzustehen, so kann sich diese Heimatneigung durchaus auch vorteilhaft auf die Nachhaltigkeit der Geldanlage auswirken.

9. Akzeptieren, dass es bei anderen besser laufen wird

Es stimmt natürlich nicht, dass es bei anderen Anlegern immer besser laufen wird, als bei einem selbst. Doch man bekommt manchmal das Gefühl, als wäre es so. Social Media kann dabei zu einem Fluch für unsichere Anleger werden. Während das eigene Portfolio in manchen Phasen nur so vor sich hinplätschert, prahlen andere mit raketenartigen Renditen ihrer Investments. Dabei sollte man jedoch zwei Aspekte bedenken:

  1. Es laufen nie alle Investments zu selben Zeit gleich gut.
  2. Anleger werden auf Social Media nie ihre Verluste im selben Ausmaß teilen, wie sie mit ihren Gewinnen prahlen. Stattdessen werden nur sehr verzerrte und beschönigende Einblicke gewährt. Abgesehen davon, lässt sich wohl auch nie mit Sicherheit feststellen, welche Behauptungen auf Social Media tatsächlich der Wahrheit entsprechen und welche einfach nur frei erfunden sind.

Man sollte es jedenfalls tunlichst vermeiden,der FOMO (Fear of Missing Out) zu verfallen und Performance-Chasing zu betreiben. Zu versuchen, auf einen Zug aufzuspringen, der bereits in voller Fahrt ist, führt sehr oft nicht zum gewünschten Ergebnis. Denn die Gewinner von heute sind sehr häufig die Verlierer von morgen!

Quellenverzeichnis

Bar­-Eli, Michael, Azar, Ofer H., Ritov, Ilana, Keidar-Levin, Yael & Schein, Galit: Action Bias among Elite Soccer Goalkeepers: The Case of Penalty Kicks. Journal of Economic Psychology, 28 (5), 2007, S. 606–621.

Bogle, John C. (2021). Das kleine Handbuch des vernünftigen Investierens. An der Börse endlich sichere Gewinne erzielen. München: FinanzBuch Verlag.

Kahneman, Daniel & Tversky, Amos (1979). Prospect Theory: An Analysis of Decision under Risk. In: Econometrica. Band 47, 1979, S. 263–292.

Kommer, Gerd (2023). Souverän Investieren für Einsteiger. Wie Sie mit ETFs ein Vermögen bilden. Frankfurt: Campus Verlag.

Samonov, Mikhail & Sorokina, Nonna (2023). A Century of Asset Allocation Crash Risk. Internet Fundstelle: https://papers.ssrn.com/sol3/papers.cfm?abstract_id=4318157 (29.08.2023)

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Von |2023-08-29T14:15:55+02:0029. August 2023|Finanzielle Bildung|0 Kommentare

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