Was tun im Crash?
Was man am besten tun sollte, wenn es an der Börse abwärts geht
Was tun im Crash?
Was man am besten tun sollte, wenn es an der Börse bergab geht
Inhaltsverzeichnis
- Nervös, wenn es mit dem Depot bergab geht? Zeit, in sich zu gehen!
- Was tun, wenn die Aktien fallen?
2.1. Bin ich auf das Geld im Depot angewiesen?
2.2. Ist die Schwankung im Depot zu stark für mich?
2.3. Bin ich gut diversifiziert?
2.4. Stehe ich weiterhin zu meinen Investments? - Zu guter Letzt
- Buchempfehlungen
Nervös, wenn es mit dem Depot bergab geht? Zeit, in sich zu gehen!
„Was tun im Crash?“ ist wohl einer der Fragen, die Privatanleger am häufigsten quälen. Immer wieder kommen diese Situationen, in denen es im Portfolio sehr rot wird und etliche Depotwerte scheinbar unaufhaltsam Richtung Süden wandern. Derartige Situationen sind die unangenehmen Begleiterscheinungen, mit denen man als Privatanleger im Laufe eines Anlegerlebens immer wieder konfrontiert wird. Und jedes Mal aufs Neue verursacht es ein gewisses Maß an Unbehagen und Unsicherheit. Bei manchen mehr, bei anderen weniger.
Das ist auch völlig ok! An der Börse wird dir nichts geschenkt, denn wie wir wissen, kommt die Rendite bekanntermaßen vom Risiko. Geld zu investieren ist nicht schwer. In herausfordernden Situationen einen kühlen Kopf zu bewahren, mitunter schon.
Wer in solchen Situationen emotional deutlich mehr als nur ein leichtes Unbehagen oder gar Angst und Panik verspürt, für den ist dies ein perfekter Anlass, in sich zu gehen und sich zu fragen, warum das so ist.
Was tun, wenn die Aktien fallen?
Die gängigste und grundsätzlich auch vernünftige Antwort darauf lautet:
Nichts! (Oder im Börsianerjargon: Hold!)
Nichts zu tun, kann einen davor bewahren, Buchverluste auf dem Papier in reale Verluste zu verwandeln. Doch dies ist keine allgemein gültige Regel, der man blind folgen sollte. Bevor du den Ratschlag des Stillsitzens und Nichtstuns beherzigst, möchte ich dir folgenden Vorschlag machen – gehe in dich und erkunde, warum dich die Situation emotional belastet!
Stell dir dabei am besten die folgenden vier Fragen:
1. Bin ich auf das Geld im Depot angewiesen?
Nein? Gut gemacht!
Wenn ja, dann ändere das und baue dir einen ausreichend großen finanziellen Polster auf, den du als Notgroschen in einer risikofreien Zinsanlage wie einem Tagesgeldkonto hältst. Du solltest nur Geld investiert haben, dass du in nächsten 5 – 10 Jahren, besser noch 15 Jahren, nicht benötigst. Niemand von uns ist davor sicher, in eine finanzielle Notlage zu geraten. Und wenn dies passiert, dann willst du nicht dein Depot zum denkbar ungünstigsten Zeitpunkt plündern müssen. Das wäre für die Wertentwicklung deines Portfolios fatal.
Ich habe einen Leitfaden erstellt, mit dem du feststellen kannst, wie du ganz einfach in 5 Schritten zum Investmentbudget gelangst.
2. Ist die Schwankung im Depot zu stark für mich?
André Kostolany hat einmal gesagt:
„Wer gut essen will, kauft Aktien. Wer gut schlafen will, kauft Anleihen.“
Weißt du, was das Schöne ist? Es ist sogar beides möglich!
Stell dir vor, du bist mit deinem ganzen Vermögen zu 100 % investiert. Plötzlich kommt es völlig unverhofft zu einem richtig üblen Börsencrash und dein Depot verliert 50 % an Wert. Auch wenn du nur Geld investiert hast, das du über mehrere Jahre nicht benötigst, kann dich diese Situation deutlich aus der Fassung bringen. Du weißt zwar, dass es sich dabei nur um Buchverluste handelt, aber dennoch wird ein solches Szenario nicht spurlos an dir vorüber gehen. Vom Phänomen der Verlustaversion wissen wir, dass es für uns deutlich schmerzhafter ist, einen Verlust zu erleiden, als wir uns über einen Gewinn freuen, und zwar in etwa in doppelt so hohem Ausmaß.
Nun hast du aber die Möglichkeit, deine Asset-Allocation, also deine Portfoliozusammensetzung, an ein solches Szenario anzupassen. Dein Portfolio sollte aus einem risikobehafteten Anteil bestehen (das sind deine Aktien und ETFs) und aus einem risikoarmen Anteil (sichere Zinsanlagen wie Tages- oder Festgeldkonten).
Der risikobehaftete Anteil ist der Renditebaustein in deinem Portfolio. Er sorgt für die Rendite in deinem Portfolio, die jedoch auch mit einem größeren Risiko verbunden ist. Je größer der Renditebaustein, desto stärker wird die Wertentwicklung in deinem Portfolio schwanken. Der risikoarme Anteil ist hingegen dein Sicherheitsbaustein. Er soll dir keine Rendite bringen, sondern dein Portfolio stabilisieren und die Wertschwankungen abschwächen. Je größer sein Anteil ist, desto weniger wird das Portfolio schwanken.
Stell dir nun nochmals das Crash-Szenario von oben vor, nur, dass du diesmal nur 50 % deines Vermögens in Aktien und ETFs investiert hast. Die anderen 50 % hältst du in einem Tages- oder Festgeldkonto, das keinen Schwankungen unterworfen ist. Nun verliert dein Portfolio im Crash nicht 50 % an Wert, sondern nur 25 %. Das wird die emotionale Reaktion auf den Crash deutlich abmindern und die Wahrscheinlichkeit senken, dass man in Panik verfällt und das Portfolio durch eine impulsive Entscheidung nachhaltig schädigt.
Das Ganze hat natürlich einen Wermutstropfen. Je größer der sichere Portfolioanteil, desto geringer die Wertentwicklung bzw. desto geringer wird die Rendite ausfallen. Hier gibt es keine allgemeingültige Lösung. Die Entscheidung über die richtige Asset-Allocation ist höchst individuell und hängt von verschiedenen Faktoren ab. Sie sollte jedenfalls so gewählt sein, dass ein starker Kursrutsch oder gar ein Crash nur ein leichtes Unbehagen verursacht. Wenn man in einer solchen schwierigen Phase mit dem Gedanken spielt, seine Aktien und ETF-Anteile zu verkaufen und panisch andere Leute um ihren Rat bittet, dann wurde die Asset-Allocation im Vorfeld höchstwahrscheinlich falsch bestimmt.
Wenn dies der Fall sein sollte, dann nimm die Gelegenheit zum Anlass, um die Portfoliogewichtung neu zu überdenken. Dieser Leitfaden soll dir dabei helfen, wie du in 3 Schritten zur Asset Allocation gelangst.
3. Bin ich gut diversifiziert?
Wenn du die beiden Fragen oben abgearbeitet hast, solltest du dich noch fragen, ob du innerhalb deines Aktiendepots gut diversifiziert bist. Hast du dich zu stark auf eine Branche oder zwar auf mehrere Branchen aber auf nur wenige Unternehmen fokussiert, dann setzt du dich einem unnötigen Klumpenrisiko aus, das du auf lange Sicht ohne Renditeeinbußen „wegdiversifizieren“ kannst. Das Portfolio sollte Werte enthalten, mit denen du über verschiedene Regionen, Länder und Branchen investiert bist. Ist dies der Fall, so hast du das Unternehmens- oder Branchenrisiko weitgehend ausgeschlossen. Die Schwankungen in deinem Portfolio sind dann auf das allgemeine Marktrisiko zurückzuführen.
Auf sehr lange Sicht hat keine Branche gegenüber der anderen einen Renditevorteil. So etwas wie eine „Branchenprämie“ gibt es also nicht. Ein gutes Beispiel sind Tech- oder Wachstumswert, die in der Vergangenheit (wie zuletzt) immer wieder sehr gut gelaufen sind, dann jedoch auch überdurchschnittliche Rücksetzer erlitten haben. Natürlich kann man auch den „richtigen Riecher“ haben und zur richtigen Zeit auf die richtige Branche setzen und dann wieder auszusteigen. Die Wahrscheinlichkeit, damit Erfolg zu haben, ist jedoch sehr gering und zwar umso geringer, je länger ein Anlegerleben dauert.
Lies gerne meinen Artikel zum Thema Diversifikation nach, was bei der Diversifikation zu beachten ist und wieviel Diversifikation eigentlich genug ist.
4. Stehe ich weiterhin zu meinen Investments?
Vor allem wenn du in Einzelaktien und nicht nur in ETFs investiert bist, solltest du dich zu guter Letzt fragen, ob sich deine Meinung und deine Zuversicht zu deinen Investments grundlegend verändert hat.
Wenn du von deinen Unternehmen nicht mehr überzeugt bist, dann ist Hold! nicht unbedingt der beste Rat für dich.
Wenn du allerdings weiterhin an die Zukunft deiner Investments glaubst, dann können fallende Kurse eine gute Gelegenheit darstellen, zu günstigen Preisen nachzukaufen, sofern man über investierbares Kapital verfügt. Markteinbrüche und Crashs können vor allem für junge Investoren ein großes Geschenk sein, schneller voran zu kommen. Sparpläne könnte man einfach weiterlaufen lassen oder sie sogar erhöhen.
Ein guter psychologischer Trick in einem Crash-Szenario ist auch, sich nicht auf den Wert zu konzentrieren, sondern sich über die größere Anzahl an Anteilen zu freuen, die man zu günstigeren Preisen nachkaufen kann.
Zu guter Letzt
Wenn man all die Fragen oben zur Zufriedenheit beantworten kannt und sich dennoch nicht besonders wohl fühlt, dann kann dies auch zum Anlass genommen werden, das eigene Börsenwissen wieder etwas aufzufrischen und zu erweitern. Dies schadet ohnehin nicht von Zeit zu Zeit und ist mitunter auch ein Grund, wieso ich immer wieder gerne Einsteigerbücher zum Thema Finanzen & Investieren lese.
Manche Dinge werden mit der Zeit so selbstverständlich, dass man sie mit der Zeit auch mal vergisst und man den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht. Ein paar Fakten zur langfristigen Entwicklung großer Aktienindizes, eine Vergegenwärtigung, dass Aktien gleich nach dem Humankapital die langfristig rentabelste Assetklasse war und dies mit hoher Wahrscheinlichkeit auch weiterhin bleiben wird, das Zusammenspiel zwischen Risiko und Rendite verstehen, die Regression zur Mitte etc. All diese Dinge können dazu beitragen, dass man besser durch herausfordernde Situationen wie einen Crash oder einen Bärenmarkt kommt und man nebenbei sein Wissen noch erweitert und wieder auffrischt.
Qualitativ hochwertige Bücher zum Thema gibt es mittlerweile zuhauf. Du findest davon einige Empfehlungen und Rezensionen auf dieser Website. Ein paar Bücher werde ich dir am Ende des Artikels verlinken.
Ich hoffe, dass du dir aus diesem Artikel etwas mitnehmen kannst und dass ich etwas dazu beitragen konnte, dass du die nächste schwierige Zeit gut überstehen wirst. In diesem Sinne:
„Börse ist, Nerven dort zu behalten, wo sie andere verlieren.“ – Erhard Blanck
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