Zusammenfassung
Marktzyklen meistern von Howard Marks beschäftigt sich mit Zyklen. Und zwar geht es nicht nur um den Konjunkturzyklus, sondern auch um Kreditzyklen, Immobilienzyklen, Gewinnzyklen, Erfolgszyklen und allgemein darum, welche Auswirkungen diese Zyklen auf die Psychologie der Anleger und deren Einstellung zu Risiken haben. Das Ziel von Howard Marks ist es, das allgemeine Wesen von Zyklen zu erläutern, wie man diese erkennen kann und welche Schlussfolgerungen man daraus ziehen sollte, um sich als Anleger optimal im Markt zu positionieren damit man sich als Anleger einen Renditevorsprung sichern kann. Ein ambitioniertes Vorhaben des Autors.
Autor
Howard Marks, Jahrgang 1946, ist ein amerikanischer Investor und Schriftsteller. Er ist Mitgründer von Oaktree Capital Management, einer Private Equity Firma mit Spezialisierung auf Hochzinsanleihen, Risikokredite und Firmenbeteiligungen. Howard Marks ist bekannt für seine „Memos“, die auf der Website von Oaktree veröffentlicht werden, zu deren Fans sich auch Investmentlegende Warren Buffett zählt.
Inhalt
Marks verfolgt mit seinem Buch ein Ziel. Er möchte, dass man Marktzyklen verstehen lernt, um Wahrscheinlichkeiten besser einschätzen zu können. Niemand weiß, was in der Zukunft passieren wird. Aber man kann lernen einzuschätzen, wie wahrscheinlich es ist, dass etwas passiert oder nicht passiert.
Der Aktienmarkt gilt als relativ effizient. Im Informationszeitalter stehen allen dieselben Informationen zur Verfügung. Aber sie können nicht von allen gleich gut interpretiert werden. Hier setzt Marks mit seiner Methode an, um sich als Anleger einen Vorteil zu sichern und eine Outperformance zu erzielen.
Der Durchschnitt ist nicht die Norm
Der Markt verhält sich bekanntermaßen zyklisch und ist durch ein ständiges Auf und Ab gekennzeichnet. Howard Marks vergleicht die Bewegungen des Markts mit einem Pendel. Er bezeichnet es auch als das Pendel der Anlegerpsychologie, um speziell den menschlichen Anteil an diesem Pendelausschlag zu betonen. Stellt man sich die Entwicklungen an der Börse wie ein Pendel vor, dass ständig hin und her schwingt, so sieht man, dass das langfristige Mittel, also eine durchschnittliche jährliche Aktienmarktrendite, tatsächlich nur sehr selten erreicht wird. Eine Durchschnittsrendite ist lediglich ein Durchschnittswert, aber nicht die Norm. Dazu ein Beispiel:
Der S&P 500 erbrachte in den 47 Jahren zwischen 1970 und 2016 eine jährliche Rendite von durchschnittlich etwa 10 %. Dabei reichten die Renditen von 37 % bis zu -37 %. Tatsächlich war es in diesen 47 Jahren nur dreimal der Fall, dass sich die Jahresrendite mit maximal zwei Prozent Abstand zur Mitte befand, also zwischen 8 % und 12 %. In einem Viertel der Zeit (in 13 Jahren) lag die Jahresrendite über 20 Prozent von der Mitte entfernt, also bei 30 % oder -10 %. Der Durchschnitt ist also nicht die Norm, sondern eher die Ausnahme. Eine wesentliche Erkenntnis für Börseninvestoren, die mit einer bestimmten jährlichen Rendite rechnen.
Frag nicht nach der Zukunft, sondern wo wir aktuell stehen
Doch wie soll man sich nun verhalten, wenn man von diesen starken Ausschlägen profitieren möchte? Marks betont, dass es unmöglich ist, Prognosen über die Zukunft abzugeben. Niemand kann die Zukunft vorhersagen. Um sich jedoch als Anleger strategisch vorteilhaft zu positionieren, sollte man sich stattdessen fragen, wo man sich im aktuellen Zyklus gerade befindet. Denn daraus lässt sich zwar nicht ableiten, was die Zukunft bringt, aber man versteht die Tendenzen der Zukunft besser.
„Wir werden vielleicht niemals wissen, wohin wir gehen, aber wir sollten lieber eine gute Vorstellung davon haben, wo wir sind.“
Wer sich nicht rein passiv verhalten möchte (wie das etwa die passive Investmentstrategie von Gerd Kommer* nahelegen würde), der kann anhand der Einschätzung darüber, wo man sich im aktuellen Zyklus gerade befindet, eine Entscheidung zugunsten einer höheren Aggressivität oder Defensivität treffen. Darum geht es im Wesentlichen bei der Strategie von Howard Marks – den investierten Betrag bzw. die Asset Allocation und damit den Risikograd der Anlagen immer wieder auf einem Kontinuum von aggressiv bis defensiv zu kalibieren. Ist das Wert/Value-Verhältnis billig, sollte man aggressiv sein. Ist das Wert/Value-Verhältnis teuer, sollte man sich zurückziehen. Die Kalibrierung des Portfolios ist letztlich der Hauptbestandteil des Buches.
„Zykluspositionierung besteht in erster Linie in der Wahl zwischen Aggressivität und Defensivität: sich den Marktbewegungen mehr oder weniger stark aussetzen.“
Fazit
In Howard Marks Buch Marktzyklen meistern erfährt man viel Interessantes über verschiedene Arten von Zyklen und ihren Einfluss auf das Anlegerverhalten. Der deutsche Subtitel So geht perfektes Timing für Anleger wurde leider suboptimal gewählt, da er aus meiner Sicht etwas zu viel verspricht. Der englische Originaltitel Getting the Odds on Your Side* ist deutlich treffender gewählt, vermittelt das Buch eher ein Gefühl für Chancen und Risiken bzw. für das Verstehen von Tendenzen für die Zukunft, als dass direkte Investmententscheidungen daraus abgeleitet werden könnten.
Man muss dem Autor jedenfalls zugutehalten, dass er die Kirche im Dorf lässt und mehrmals im Buch klarstellt, dass seine Botschaften keine wissenschaftliche Basis haben, sondern einfach seinen Erfahrungen entstammen, die er im Zuge seiner Erfolge im Rahmen seiner Tätigkeit bei Oaktree Capital Management gemacht hat. Seine Erfolge geben ihm gewissermaßen recht. Er schürt aber keine unrealistischen Erwartungen und erklärt, dass es nicht jedem gelingen wird, einen Renditevorteil durch die richtige Positionierung im Zyklus zu erzielen. Würde jedem eine Outperformance gelingen, wäre es ja auch keine Outperformance mehr.
Marks möchte mit seinem Buch das allgemeine Wesen der Marktzyklen erläutern und seine Leserinnen und Leser dabei unterstützen, eine gute Einschätzung zu treffen, wo man sich gerade innerhalb eines Zyklus befindet, wenn man als Anleger eine aktive Rolle einnehmen möchte.
Leider wiederholen sich die Inhalte im Buch immer wieder. Komplizierte Sätze sowie gelegentliche Tipp- und Grammatikfehler stören den Lesefluss etwas. Auch fehlt innerhalb der Kapitel oftmals der rote Faden. Es fällt daher etwas schwer, die Konzentration beim Lesen über eine längere Zeit aufrecht zu erhalten.
Marktzyklen meistern ist ein interessantes Buch, das ein Thema behandelt, das viele Investoren beschäftigt – zur richtigen Zeit die richtigen Handlungen setzen. Das Buch vermittelt durchaus einige lesenswerte und hilfreiche Informationen. Die praktische Relevanz für Anlegerinnen und Anleger im Sinne einer konkreten Umsetzungsstrategie vermisst man allerdings etwas.
Sollte man dennoch in Erwägung ziehen, das Buch zu lesen?
Ja, wenn man keine rein passive Anlagestrategie verfolgen möchte, kann das Buch durchaus empfohlen werden. Für Buy & Hold Investoren könnte das Buch ebenso interessant sein, um mehr über Marktzyklen zu erfahren und die Vorgänge an den Börsen und vor allem das Verhalten der Akteure besser zu verstehen. Auch wer verfügbares Kapital nicht immer sofort anlegen möchte, sondern günstige Einstiegszeitpunkte erkennen möchte, kann sich hier orientieren. Wer sich gerne an englischsprachige Sachliteratur heranwagt, sollte eventuell auch in Erwägung ziehen, das englischsprachige Original zu lesen.
Pro & Contra
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Der Börse einen Schritt voraus: Wie auch Sie mit Aktien verdienen können!*
Investmentlegende Peter Lynch, der Fondsmanager des herausragenden Fidelity Magellan Fund vermittelt die Grundlagen des erfolgreichen Value-Investings. Perfekt für Einsteiger!
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Gute Rezi! Damit sollte jeder wissen, ob das Buch zur eigenen Herangehensweise beim Investieren passt oder nicht. Für Anleger, die schon länger dabei sind, ist es definitiv iBereicherung und Denkanstoß. Für mich war es das jedenfalls. Hat mir Spaß gemacht, die Rezension zu lesen.
Vielen Dank für deine Rückmeldung zum Buch und zur Rezension! Marktzyklen an sich sind ja ein sehr spannendes Thema, definitiv. Ich denke auch, dass es je nach Strategie einige hilfreiche Denkanstöße vermitteln kann.