Quit Like a Millionaire
100 % Bull***t-frei Vermögen vermehren, früh in Rente gehen und nach den eigenen Vorstellungen leben
★★★★☆
AUTOREN
Kristy Shen & Bryce Leung
ERSCHIENEN
1. Auflage 2022
FinanzBuch Verlag*
Quit like a Millionaire
100 % Bull***t-frei Vermögen vermehren, früh in Rente gehen und nach den eigenen Vorstellungen leben
★★★★☆
AUTOREN
Kristy Shen & Bryce Leung
KATEGORIE
Frugalismus
FIRE
Frühe Rente
ERSCHIENEN
1. Auflage 2022
FinanzBuch Verlag*
Inhaltsverzeichnis
- Anmerkungen zur deutschen Ausgabe
- Zusammenfassung
- Autoren
- Inhalt
3.1. Das Mangelmentalität und der Gehaltsüberschuss-Quotient
3.2. Die hedonistische Adaptation
3.3. Die Investmentstrategie
3.4. Das Erreichen der finanziellen Unabhängigkeit
3.5. Mit Geldpolster und Renditeschutzschirm auf Nummer sicher gehen
3.6. Weitere Strategien für mehr Sicherheit
3.7. Der Anhang von Quit Like a Millionaire - Fazit
- Pro & Contra
- Weitere Bücher
Anmerkungen zur deutschen Ausgabe
Quit Like a Millionaire ist original bereits im Jahr 2019 erschienen. Das Buch wurde hier bereits rezensiert und da es für großes Interesse unter meinen Leserinnen und Lesern gesorgt hat, habe ich die sympathische Autorin Kristy auch zum Interview gebeten (hier geht es zum Interview mit Kristy Shen). Dabei haben wir unter anderem über ihren Zugang zu Geld gesprochen haben, was sie von der 4-Prozent-Regel hält, ob man ein hohes Einkommen benötigt, um früh in Rente zu gehen, wie ihre Anlagestrategie aussieht und wie die Pandemie die FIRE-Community verändert hat.
Nun ist Quit Like a Millionaire im FinanzBuch Verlag auch auf Deutsch erschienen und kann somit noch mehr Menschen helfen, sich mit dem Konzept der finanziellen Unabhängigkeit näher zu beschäftigen. Inhaltlich deckt sich die deutsche Ausgabe mit dem Original, daher sollte das Buch vor allem für jene interessant sein, die bisher aufgrund der englischen Sprache des Originals gezögert haben, das Buch zu lesen. Da die steuerlichen Aspekte innerhalb eines Landes nur sehr selten direkt auf andere Länder umgelegt werden können, gibt es hierzu ein paar Anmerkungen meinerseits im Kapitel „Die Investmentstrategie„ in dieser Rezension.
Zusammenfassung
Quit Like a Millionaire ist ein Buch, in welchem die Autorin Kristy Shen ihren Weg in die finanzielle Unabhängigkeit erzählt. Kristy Shen ist gebürtige Chinesin und wuchs in China zunächst unter äußerst armen Verhältnissen auf, bis sie mit ihrer Familie nach Kanada auswanderte. Geprägt von großer finanzieller Knappheit pflegte ihre Familie einen äußerst sparsamen Lebensstil.
Im Alter von nur 31 Jahren erlangte sie schließlich gemeinsam mit ihrem Partner Bryce Leung, dem Co-Autor des Buchs, die finanzielle Unabhängigkeit. Beide haben sich seither aus dem aktiven Erwerbsleben zurückgezogen. Dies gelang ihnen ganz ohne spekulative Glückstreffer an der Börse, ohne eine brillante Geschäftsidee und ohne Immobilieninvestitionen. Es gelang ihnen schlicht und einfach durch diszipliniertes Sparen und Investieren und durch ihre lukrativen Jobs in der IT-Branche ein millionenschweres Portfolio aufzubauen, sodass sie mit Anfang 30 gemäß der in der FIRE-Bewegung (FIRE = Financial Independence Retire Early) bekannten 4-Prozent-Regel genug angespart hatten, um sich für den Rest ihres Lebens um keine aktive Erwerbstätigkeit mehr kümmern zu müssen. Dabei erläutern sie, dass hoch bezahlte Jobs zwar sehr förderlich, aber keine notwendige Voraussetzung zum Erreichen der finanziellen Freiheit sind.
Das Buch erzählt einerseits die persönliche Geschichte der beiden Autoren, andererseits ist es auch ein Ratgeber, in dem neben den Themen Geld verdienen, Sparen und Investieren auch sehr detailliert auf die eigens entwickelte Entnahmestrategie des Autorenpaares eingegangen wird. Diese Strategie greift die Schwächen der berühmten Trinity-Studie auf und berücksichtigt das Eintreten von Bärenmärkten oder Börsencrashs, die vor allem in den ersten fünf Jahren nach dem Eintritt in den Ruhestand verheerende Auswirkungen auf die weitere Portfolioentwicklung haben können.
Autoren
Kristy Shen und Bryce Leung, beide Jahrgang 1982, sind Weltreisende und Privatiers. Ihre Geschichte wurde unter anderem durch Beiträge in The New York Times, CBC Canada, CNBC, Handelsblatt oder dem englischen Independent bekannt. Sie zählen zu den bekanntesten Vertretern der FIRE-Bewegung und gründeten ihren Blog millenial-revolution.com, mit dem sie Gleichgesinnten beim Erreichen ihrer finanziellen Ziele helfen.
Inhalt
Niemand geringerer als JL Collins, „The Godfather of FI“ und Autor von Der einfache Weg zum Reichtum* (hier gehts zur Rezension des Buchs), hat das Vorwort zu Quit Like a Millionaire verfasst. Er beginnt auch gleich mit ein paar harten und direkten Fragen, die sich vor allem an jene Personen richten, welche die Meinung vertreten, dass das Erreichen finanzieller Unabhängigkeit nur einem Personenkreis finanziell Privilegierter vorbehalten ist, während die eigene, vermeintlich schwierigere Situation, dies hingegen unmöglich macht. Es sind Fragen wie:
- Bist du unter einem totalitären Regime aufgewachsen?
- Musste deine Familie jemals von 44 Cent am Tag leben?
- Galt eine leere Coca-Cola Dose jemals als dein wertvollster Besitz?
Genau diese Fragen kann die Autorin Kristy Shen nämlich mit einem eindeutigen „Ja“ beantworten. Sie lebte mit ihrer Familie in Taiping, einer ländlichen Region in China, in der das durchschnittliche Jahreseinkommen ihrer Familie etwa 161 US-Dollar betrug. Umgerechnet musste die Familie also von 44 Cent am Tag leben. Es gab in ihrer Kindheit kaum Geld, Essen und auch kein Spielzeug. Erst als sie mit ihrer Familie nach Kanada emigrierte, besserte sich die Situation allmählich. Doch wie gelang es ihr, im Alter von nur 31 Jahren mit einem millionenschweren ETF-Portfolio in den Ruhestand einzutreten?
Die Mangelmentalität und der Gehaltsüberschuss-Quotient
Kristy Shen führt ihren Erfolg auf genau diese widrigen Umstände zurück, unter denen sie aufgewachsen ist. Der Mangel an Überfluss, Essen, Geld und Spielzeug hat ihr geholfen, eine Mentalität zu entwickeln, die sie als Mangelmentalität („Scarcity-Mindset“) bezeichnet. Diese innere Einstellung lässt sich am besten derart beschreiben, dass eine bestimmte Sache zur obersten Priorität wird, wenn man einen gravierenden Mangel daran hat. Im Falle von Kristy Shen war diese Sache Geld.
„Geld ist das Wichtigste auf der Welt.
Es lohnt sich, für Geld Opfer zu bringen.
Es lohnt sich sogar, für Geld sein Blut zu geben.“
Kristy erhielt die Chance, aufs College zu gehen und durfte sich also Gedanken darüber machen, was sie einmal werden will. Da Geld für sie diesen enorm hohen Stellenwert hatte, entwickelte sie eine Formel, in der sie Ausbildungskosten mit den späteren Verdienstmöglichkeiten in Relation setzte. Sie nannte das Ergebnis den Geldüberschuss-Quotient („POT-Score“, POT = Pay-over-Tuition).
Statt ihrer Leidenschaft zu folgen, Autorin zu werden, wollte sie lieber in der IT-Branche Fuß fassen, da diese Jobs den attraktivsten Geldüberschuss-Quotienten ergaben. So konnte sie im Verhältnis zu den Ausbildungskosten nach ihrer Ausbildung bereits mit einem sehr hohen Gehalt ins Berufsleben einsteigen. Daher rät sie auch von der gerne verwendeten Floskel Folge deiner Leidenschaft ab. Stattdessen sollte man sich eher am Geldüberschuss-Quotienten orientieren und die eigenen Interessen und Wünsche vorerst hintanzustellen. Vorerst, denn:
„Statistisch gesehen wird es nur zu Arbeitslosigkeit oder zu Unterbeschäftigung führen, wenn man seiner Leidenschaft folgt. […] Und nicht nur das… […] Leidenschaften ändern sich. Menschen ändern sich. […] Die Menschen zu einer Berufswahl zu ermutigen, die sich nach ihren Vorlieben im Altern von achtzehn Jahren richtet, ist, als würde man sie dazu ermutigen, sich immer so. zu kleiden wie ihre Lieblingsband während ihrer Schulzeit.“
„Zu tun, was man gerne tut und darauf zu hoffen, damit Geld zu verdienen, ist gefährlich. Tun Sie erst das, womit sich Geld verdienen lässt. Später können Sie dann das tun, was Sie gerne tun.“
Die hedonistische Adaptation
Am Weg von ihrem Aufstieg von bitterer Armut zur Mittelklasse, machte sie schließlich ihre ersten Erfahrungen mit der hedonistischen Adaptation. Von unnötigem und exzessivem Konsum distanzierte sie sich zunehmend. Auch rationale Gründe haben sie letztlich vom geplanten Erwerb eines Eigenheims abgehalten.
Exkurs: Hedonistische Adaptation ist ein Begriff aus der Psychologie, der die menschliche Fähigkeit beschreibt, sich an die Umstände anzupassen, egal ob diese gut oder schlecht sind. In einer Studie wurden querschnittsgelähmte Unfallopfer, als auch Menschen gebeten, die im Lotto gewonnen hatten, einzuschätzen, wie glücklich sie sind. Die Lottogewinner stuften sich unmittelbar nach ihrem einschneidenden Erlebnis erwartungsgemäß deutlich glücklicher ein, als die Unfallopfer. Als die Studienteilnehmer ein Jahr nach dem einschneidenden Ereignis erneut gebeten wurden, ihr Glücksniveau einzustufen, zeigte sich jedoch ein anderes Bild. Die Lotteriegewinner waren dabei im Durchschnitt nicht glücklicher als andere Menschen.
Vicki Robin, eine weitere Pionierin der FIRE-Bewegung und Autorin von Mehr Geld für mehr Leben fragte das Publikum in ihren Seminaren gerne, wieviel mehr Geld sie benötigen würden, um glücklich zu sein. Die meisten antworten mit „doppelt so viel“, unabhängig davon, ob sie 30.000 oder 100.000 US-Dollar jährlich verdienten.
Die Investmentstrategie
Stattdessen wollte sie ihr Geld lieber investieren. Nachdem ihr Bankberater nicht ausreichend begründen konnte, warum sie ihr Geld in den hauseigenen aktiv gemanagten Superfonds investieren sollte, kam die Erleuchtung, als sie von Indexing und ETFs erfuhr. Sie erläutert im Buch kurz und prägnant die moderne Portfoliotheorie von Harry Markowitz und arbeitet die Nachteile von aktiv gemanagten Fonds und die Vorteile des Indexings heraus.
Man findet Quit Like a Millionaire Anweisungen und Richtlinien zur Bestimmung der richtigen Asset-Allocation. Es werden Fragen geklärt, wie hoch der risikoarme und wie hoch der risikobehaftete Portfolio-Anteil sein soll und welche ETFs ins Portfolio aufgenommen werden könnten, um eine ausreichende Diversifikation zu erzielen. Zudem geht es um die richtige Portfoliopflege mittels Rebalancing.
Interessanterweise gibt es in der USA und in Kanada offenbar so einige Möglichkeiten, Steuern ganz legal zu umgehen. Kristy hat das System analysiert und für sich selbst perfektioniert. Ganze zwei Kapitel handeln davon (Kapitel 12 und 13). Es ist zwar zum Teil ganz interessant, welche Möglichkeiten es auf der anderen Seite des großen Teichs zur legalen Steuerflucht gibt. Für den deutschsprachigen Raum besitzt es jedoch kaum Relevanz. Man kann diese Kapitel also getrost überspringen.
Sie können aber auch als Anregung dienen, sich mit den diesbezüglichen Vorschriften in Deutschland zu beschäftigen. Gelegentlich finden sich außerdem dazu einige Anmerkungen des Übersetzers bzw. der Lektorin, die auf die Sachverhalte in Deutschland bezugnehmen. Die Gegebenheiten in Österreich und der Schweiz finden hingegen keinerlei Berücksichtigung.
Das Erreichen der finanziellen Unabhängigkeit
„Geld ist es zwar wert, dafür sein Blut zu lassen, aber nicht sein Leben.“
Als Kristy bemerkte, dass sie auf Dauer dem enormen Stress ihres Jobs in der IT-Branche nicht gewachsen sein würde, stolperte sie irgendwann über die berühmte Trinity-Studie und die sogenannte Vier-Prozent-Regel. Diese Studie bezog sich auf 65-Jährige, die in den Ruhestand eingetreten sind und 30 Jahre lang von ihrem Vermögen leben sollten. Dabei zeigte sich, dass das Vermögen bei einer jährlichen Portfolioentnahme von vier Prozent in 95 % der Fälle ausreichte und das Portfolio teilweise sogar weiter im Wert stieg.
Kristy war begeistert. Von nun an hatte sie ein Ziel für sich definiert. Vorzeitig aus dem Berufsleben auszutreten und die Welt als Privatière zu bereisen. Aus Zeit = Geld wurde plötzlich Geld = Zeit. Anhand der Vier-Prozent-Regel bestimmte das Paar das benötigte Vermögen, um in den Ruhestand eintreten zu können – eine Million Dollar. Sie erreichten dieses Ziel schließlich im Alter von nur 31 Jahren durch konsequentes Sparen und Investieren.
Natürlich hatte das Paar durch ihre gut bezahlten Jobs Vorteile. Entscheidend ist letztlich jedoch die Sparquote und so zeigt sie anhand verschiedener Beispiele auf, wie sich unterschiedliche Sparquoten auf das Erreichen des persönlichen Investmentziels auswirken. Besonders beeindruckend präsentiert sie, wie gewaltig sich dabei oftmals nur kleine Anpassungen in der Höhe der Sparquote auf einen vorzeitigen Eintritt in den Ruhestand auswirken können. Das motiviert!
„Wenn man seine Sparquote von nur 10 auf 15 Prozent erhöht, kann man dadurch die Dauer seines Arbeitslebens um mehr als fünf Jahre verkürzen“!
Mit Geldpolster und Renditeschutzschirm auf Nummer sicher gehen
Wie sich im Rahmen der Tritiny-Studie zeigen sollte, sind vor allem die ersten fünf Jahre nach dem Eintritt in den Ruhestand entscheidend für das langfristige Überleben des Investmentportfolios. Erlebt man in diesen ersten fünf Jahren einen Börsencrash oder einen Bärenmarkt und tätigt zu hohe Portfolioentnahmen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass die Entnahmen in diesen ersten Jahren zum vorzeitigen Kapitalverkehr führen. Dann gehört man zu jenen armen fünf Prozent der Studie, denen das Geld vorzeitig ausgeht.
Es geht hier um das Sequence-of-Returns-Risiko. Tatsächlich ist dies dem Autorenpaar auch passiert, denn direkt nach ihrem Einstieg in den Ruhestand im Jahr 2015 ging es im Zuge der Ölkrise an der Börse bergab. Ihre Strategie konnte sich also in der Praxis bereits bewähren. Nicht nur das. Ihr Vermögen wuchs sogar noch weiter an.
Drei Jahre lang tüftelten beide nach einer Lösung, im Falle eines Crashs oder Bärenmarkts keine Portfolioentnahmen vornehmen zu müssen. Das ist zunächst eine einfache Rechnung. Man würde für die kritischen fünf Jahre die jährlichen Ausgaben in Cash halten (der Geldpolster). Dieser Betrag fällt jedoch unter Umständen sehr hoch aus. Er lässt sich allerdings deutlich reduzieren. So empfiehlt die Autorin die zuvor festgelegten Assets im ETF-Portfolio für diese fünf Jahre in Anlagen mit höheren und sichereren Ausschüttungen umzuschichten (der Renditeschutzschirm). Und zwar in:
- Vorzugsaktien-ETFs (da Dividenden im Falle von Kürzungen zuerst bei regulären Aktien und erst in weiterer Folge bei Vorzugsaktien gekürzt oder gar gestrichen werden; Anmerkung zur deutschen Ausgabe: in Deutschland am ehesten vergleichbar mit börsengehandelten Genussscheinen)
- REITs
- Unternehmensanleihen mit guten Ratings
- Dividendenaktien-ETFs
Der so aufgebauten Renditeschutzschirm durch ausschüttungsstarke Assets sollte die Höhe des benötigten Notgroschens bzw. des Geldpolsters drastisch senken. Im Falle der Autorin von 200.000 auf 25.000 Dollar, da sie im Falle eines Crashs auf relativ sichere Ausschüttungen zurückgreifen kann, ohne Portfolioentnahmen tätigen zu müssen.
Hier ist ein kritischer Blick durchaus angebracht und zwar in zweierlei Hinsicht. Einerseits es stellt sich die Frage, ob die beiden Autoren hier nicht einem Trugschluss, der Dividend-Fallacy aufgesessen sind. Dabei handelt es sich um einen weit verbreiteten Irrglauben, dass Portfolioentnahmen über Ausschüttungen weniger schädlich für das Portfoliovermögen wären, als Entnahmen über Anteilsverkäufe. Es stellt sich also die Frage, inwieweit Portfolioentnahmen via Anteilsverkäufe im Ausmaß der Ausschüttungsquote der Assets nicht die sinnvollere strategische Variante wäre.
Zweitens wäre eine Umschichtung des gesamten Portfoliovermögens in andere Assets bzw. ETFs hierzulande mit massiven steuerlichen Abgaben verbunden, da sich eine „Umschichtung“ ja letztlich nur durch Verkäufe und neuerliche Käufe bewerkstelligen ließe. Die erläuterte Strategie ist also hierorts nicht gleichermaßen anwendbar und müsste für die Gegebenheiten entsprechend angepasst werden.
Weitere Strategien für mehr Sicherheit
Neben dem Renditeschutzschirm und dem Geldpolster nennt Kristy noch weitere interessante Strategien, die angewendet werden können, um das Portfolio zu schützen, wenn es ungemütlich wird. So etwa einfach mehr zu reisen, um sich die sogenannte Geo Arbitrage zunutze zu machen. Im Falle eines Crashs oder Bärenmarkts reist man vorübergehend in ein Land, in dem es sich nicht minder gut, aber deutlich günstiger leben lässt, wie zum Beispiel nach Südostasien.
„If shit hits the fan, we’re going to Thailand.“ (aus dem englischsprachigen Original)
Andere Backup-Pläne wären etwa ein kleiner Side-Hustle oder die vorübergehende Rückkehr in einen Teilzeitjob.
Der Anhang von Quit Like a Millionaire
Die Anhänge in Quit Like a Millionaire sind durchaus lesenswert und sollten auf keinen Fall ignoriert werden. So wird etwa die finanzielle Entwicklung des Portfolios der beiden – alle Einnahmen, Ausgaben und Investitionen – über die Jahre hinweg transparent aufgeschlüsselt.
Weiters wird nochmals das Geldpolster + Renditeschutzschirm Portfolio näher beleuchtet und aufgezeigt, dass sich dieses gegenüber dem regulären 60/40-Portfolio im Zuge der Finanzkrise besser und schneller erholt hat, da sie nichts aus dem Portfolio verkaufen mussten. Sie empfehlen dieses Portfolio jedoch nur für die ersten fünf Jahre nach dem Renteneintritt. Danach sollte es wieder umgeschichtet werden. Dies begründen sie damit, dass ein Portfolio, das auf möglichst hohe Ausschüttungen optimiert ist, die Vergleichsindizes meist unterperformen wird (vgl. jedoch hierzu nochmals das Phänomen der Dividend-Fallacy).
Schließlich gibt es im Anhang auch noch eine Zusammenfassung der Schritte, die nötig sind um herauszufinden, wann man die finanzielle Freiheit erreichen wird. Dazu gibt es eine Anleitung, wie man seine eigene Excel-Datei aufsetzt, um den Fortschritt zu tracken und das Erreichen des finanziellen Ziels zu prognostizieren.
Fazit
Bücher zum Erreichen von finanzieller Unabhängigkeit oder finanzieller Freiheit gibt es zuhauf. Viele verlieren sich in Abstraktionen und wenn sie doch konkret ins Detail gehen, werden die besprochenen Möglichkeiten sehr oft äußerst unrealistisch. Quit Like a Millionaire ist dort definitiv nicht einzuordnen. Es ist gewiss kein Larifari-Money-Mindset-Buch. Stattdessen geht es sehr konkret zur Sache mit detaillierten Vorschlägen für Investitionen und verschiedenen Berechnungen und Anpassungsmöglichkeiten für die verschiedensten Situationen und Lebenslagen. Das ist als großes Plus des Buchs zu bewerten.
Wie die eigens entwickelte Strategie gegen vorzeitigen Portfolioverzehr selbst zu bewerten ist, darüber muss nicht zwangsläufig geurteilt werden, da eine Strategie, die auf Ausschüttungen ohne „Substanzverzehr“ abzielt, von vielen Investorinnen und Investoren emotional und psychologisch bevorzugt wird. Inhaltlich mag sie aber diskussionswürdig sein. Man kann jedenfalls sagen, dass in dem Buch wohl die richtigen Fragen gestellt werden, die im Zusammenhang mit einem vorzeitigen Ruhestand gestellt werden müssen. Ob die richtigen Antworten gegeben werden, lässt sich eher individuell als mathematisch beantworten.
Wer sich für den Themenkomplex „Vorzeitiger Ruhestand“ interessiert, dem möchte ich sehr ans Herz legen, einen Blick in dieses Buch zu werfen. Auch, wenn nicht alle Kapitel (z.B. zum Thema Steuern) Relevanz für den deutschsprachigen Raum besitzen, so ist es unglaublich inspirierend und liefert viele interessante Informationen, die jedem Interessierten auf die eine oder andere Art und Weise dienlich sein werden. Die viele positive Resonanz, die ich zu meinen Beiträgen über das Buch in der Vergangenheit erfahren habe, bestätigen mich auch darin, dass das Buch für die Leserinnen und Leser einen enormen Mehrwert bietet. Quit Like a Millionaire ist definitiv ein lesenswertes Buch!
„Obwohl es in diesem Buch ausschließlich um Geld zu gehen scheint, tut es das nicht. In diesem Buch geht es um Zeit.“
Pro & Contra
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Hallo Noah! Vielen Dank für deinen netten Kommentar. Es freut mich sehr, wenn meine Beiträge hilfreich sind. Und ja, es wird noch einige Bücher in diese Richtung geben, die ich auf dieser Seite vorstellen werde. Kristy ist toll und ihre Geschichte sehr inspirierend. Deshalb möchte ich auch, dass möglichst viele Menschen das Buch lesen. :-) Beste Grüße nach Singapur! Alex